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Interview. Sarah Julia Sabukoschek

Bereits in jungen Jahren beschließt Sarah Julia Sabukoschek ihr Leben der Kunst zu widmen. Heute lebt und arbeitet sie als österreichische Künstlerin in Berlin. Den Drang sich kreativ auszuleben beschreibt sie als manchmal überwältigend aber wunderschön. In erster Linie tut sie dies durch Film und Malerei. Ihr Ziel ist es als Künstlerin laut zu sein und zur Selbstreflexion anregen.
Sarah Julia Sabukoschek
Künstlerin Sarah Julia Sabukoschek

Womit beschäftigst du dich als Künstlerin?
Am liebsten beschäftige ich mich mit Themen, bei denen andere gerne wegsehen. Alles was von der Norm abweicht fasziniert mich, vielleicht weil ich selbst immer schon anders war. Um der Gesellschaft zu entsprechen, lehnen wir vieles ab obwohl wir es lieben, weil wir es hassen oder einfach nicht kennen. All das sollten wir trotz dem gesellschaftlichen Druck ablegen, denn nur so ist es uns mögliche die pure Essenz der Dinge zu sehen und zu erleben. Nackt und unzensiert. Dazu möchte ich mit meiner Kunst anregen. Sexualität ist etwas, was uns alle betrifft, wo viele Menschen aber einen wunden Punkt haben. Wenn ich so etwas darstelle provoziert das. Dann beginnen wir zu überlegen woher diese Gefühle kommen, die wir dabei verspüren und was sie zu bedeuten haben.

Der Umgang mit Sexualität und alles was damit zu tun hat spiegelt für mich eine gesamte Gesellschaft wieder.

Wie reagieren Menschen auf deine Kunst?
Die Reaktionen sind da sehr unterschiedlich. Auch wenn ich die Kunst nicht rein der Ästhetik wegen mache und absichtlich provoziere, lässt es mich natürlich nicht kalt, wenn Menschen mit Ablehnung darauf reagieren. Manchmal habe ich Angst davor, vor allem wenn es darum geht ein neues Projekt zu präsentieren. Schließlich versuche ich immer etwas Intimes von mir preiszugeben. Egal ob das ein Gefühl, oder ein Gedanke ist, der mich gerade beschäftigt – man macht sich dadurch immer ein Stück weit angreifbar. Als Künstler*in darf und sollte man aber ein klares Statement setzen, ohne dafür verurteilt zu werden. Künstlerische Freiheit eben, nur würde ich mir wünschen, eines Tages in einer Gesellschaft zu leben, in der jeder Mensch diese Freiheit leben darf und sich nicht gegenseitig in Schubladen steckt.

Sarah Julia Sabukoschek

Wie viel Inszenierung braucht die Kunst?
Ich glaube die Kunst braucht immer Inszenierung. Für mich ist der/die Künstler*in Teil eines Werkes, daher darf Gesagtes und Gemachtes nicht wirklich voneinander abweichen. Was stelle ich dar? Wer sieht meine Werke und in welchem Setting? Wenn ich Sexualität in meiner Kunst anspreche, dann gehe ich auch im echten Leben offen damit um und rede darüber. Genauso wie mein äußeres Auftreten, meine Kleidung, meine Tattoos zur Inszenierung dazugehören.

Was bedeutet für dich persönlich nackt zu sein?
Nacktheit bedeutet für mich viel mehr als nur ohne Kleidung zu sein. Sich einfach nur auszuziehen ist einfach, aber wahrhaftig nackt zu sein bedeutet für mich zu seinen Gefühlen, seiner Meinung, seinen Bedürfnissen zu stehen. Es bedeutet mutig und ehrlich mit sich selbst und seiner Umwelt zu sein. Mit jedem Film und jedem Bild, zeige ich mich ein Stück weit nackt. Für mich persönlich sehe ich das definitiv als etwas Positives und versuche mich dadurch meinem wahren Selbst immer mehr zu nähern. 

Sarah Julia Sabukoschek

Ein Wochenende in Berlin. Was muss man unbedingt erlebt haben. Welche Plätze machen für dich Berlin aus?
Ich bin selbst erst seit einem Jahr hier und entdecke jeden Tag neue Seiten von Berlin. Genau das mag ich an dieser Stadt, man hat nie das Gefühl stehen zu bleiben. Ich liebe es im Park zu sitzen oder am Wasser spazieren zu gehen, doch wer wirklich etwas Neues erleben will der sollte sich ins Kitkat wagen. Als ich zum ersten Mal dort war habe ich einiges über mich selbst erfahren, es war viel mehr als eine normale Party. Losgelöst von gesellschaftlichen Normen und Konventionen hat man dort einen Safespace um sich selbst und seinen Zugang zu Sexualität besser kennenzulernen.

Was hast du diese Woche noch vor?
Ich bin kein großer Fan von Plänen und da ich diese Woche keine wichtigen Termine mehr habe werde ich vermutlich tagsüber schlafen und nachts an meinen Projekten arbeiten. Da sitze ich dann stundenlang am Computer in der Postproduction oder am Boden meines Zimmers beim Malen. 

Sarah Julia Sabukoschek