Wien Kunst
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Ines Kaufmann. Die Individualität

Ines Kaufmann (geb. 1996, Kärnten), sieht Kunst als individuelle Reflexion moderner Konventionen. 
Die Künstlerin bewegt sich zwischen den komplexen Strukturen von Machtmonopolen und wie sich darin die Rolle der Individualität der menschlichen Spezies formt.

Es geht ihr um eine Konfrontation zwischen Selbstfindung und Erotik, fetischisierender Kunst und Teenagerkitsch, dirtyness und pureness.

Kunst darf laut sein, sie darf verstören und muss nicht gefällig sein. Wie siehst du deine Aufgabe als Künstlerin?
Kunst soll sogar laut sein, ebenso wie sie immer eine Funktion haben soll. In meinen Werken sollte der Rezipient provoziert werden: Irritation und Konfrontation zwischen Pureness mit dirtiness, Selbstfindung und Erotik und fetischisierenden Ansätzen und Teenagerkitsch.

Irritation und Konfrontation zwischen pureness mit dirtiness, Selbstfindung und Erotik und fetischisierenden Ansätzen und Teenagerkitsch.

Was verbindest du mit dem menschlichen Körper?
Mensch bedeutet für mich eine unumgängliche Verbindung aus Körper und Geist. Der Mensch ist für mich einerseits eine hochintelligente Spezies, der durch seinen Körper und Geist eine Art mythische Aura ausstrahlt. Die Einzigartigkeit des menschlichen Körper und des Ichs liegt im Verborgenen. Mein Interesse widmet sich diesem. Bei Betrachtung der Entwicklung mit dem Umgang von Natur und anderen Lebewesen frage ich mich andererseits wo diese Intelligenz bleibt. Der Mensch muss verstehen, dass die Natur heilig ist. Sie ist der Ursprung unserer Selbst und alles Lebens. Auch die Kunst findet ihren Ursprung in der Natur. Sie ist das mächtigste Kunstwerk. Viele Menschen haben keinen Bezug mehr zu ihr.

Was symbolisieren die Geschlechtsteile in deiner Kunst?
Performativität. „Man wird nicht als Frau geboren, man wird zur Frau gemacht.“ Dieses Zitat von Judith Butler hat in mir viele Fragen aufgeworfen. Was bedeutet es für mich Frau zu sein? Kann ich mich davon lösen? … Diese und andere Fragen versuche ich unter anderem mit der Darstellung von Geschlechtern in meinen Werken zu reflektiere und zu untersuchen.

Wenn man sich für die Künstlerschaft entscheidet, entscheidet man sich für eine ganz bestimmte Lebensform.

Wie sieht dein kreativer Schaffensprozess aus?
Wenn man sich für die Künstlerschaft entscheidet, entscheidet man sich für eine ganz bestimmte Lebensform. Es geht um ein tägliches Untersuchen, Beobachten, Visualisieren und Reflektieren von Dingen und diesen Prozess mental und emotional zu verfolgen. Es geht um das Auskosten seiner schöpferischen Phantasien.

Was sind für dich persönlich die moderner Konventionen?
Es bedeutet für mich die (Selbst-) Unterwerfung an Regeln, die von einer Gruppe von Menschen (Staat) entwickelt werden. Hier könnte man folgend auch über den Subjektivierungsprozess sprechen. Es ist ein komplexes strukturelles Problem. Es geht immer um Machtverhältnisse. Eine Enttrichterung der Trichtergesellschaft durch eigene Sprechpositionen, Problematisierens, dem Erschaffen von Kunst und der Freiheit der Imaginationen wäre ein Problemlösungsansatz.

Hast du eine Vorliebe für Punschkrapfen?
Nicht wirklich, Erdbeertorte finde ich mindestens gleich lecker.

ines kaufmann interview
Künstlerin: Ines Kaufmann

Wie nützt du die Zeit in Isolation?
Es ist für mich ein Versuch diese surrealen Zustände zu nutzen um die Vorstellung von Welt zu reflektieren und diese in meinen kreativen Selbsterkundungsprozess zu konstituieren. Die Zeit als Instanz hat in der Isolation eine neue Form angenommen. Für mich ist es eine Art Transformation zur Neudefinition meiner Selbst. Man hat nun Zeit seine positiven und versteckten Charakteristika zu erweitern, wenn man die Intension dazu hat. Für mich bedeutet das: Meditieren, Malen, Lesen, Natur beobachten und Wissen erweitern.

Was wünscht du dir für das Jahr 2020?
Der Wunsch, dass der Mensch sich intensiver mit Natur und Leben auseinandergesetzt und nicht ständig mich sich Selbst.

www.ineskaufmann.at