Wien Kunst

Interview mit Valentino Skarwan

Valentino Skarwan ist als Künstler:in, Performer:in und Choreograf:in tätig und lebt und arbeitet in Wien und Guatemala City. Der Körper wird dabei als poröser Ort oder als Landschaft verstanden.

Wie ein Spinnennetz verbindet Valentino Performance, Skulptur, Installation und Video zu durchlässigen Konstellationen. Die Arbeiten kreisen um fluide Identitäten, Fragen von Zugehörigkeit und die Dringlichkeit, neue Formen des Seins und deren Beziehung zur Umwelt zu überdenken. Im Rahmen der künstlerischen Arbeit hat Valentino mit zahlreichen Künstler:innen und Choreograf: innen zusammengearbeitet.

Die Sehnsucht nach Begegnung scheint deine Praxis zu prägen. Kannst du das näher erläutern?
Begegnungen sind für mich Akte der Einstimmung. Es ist eine Form von Neugier, weich und wach, fast so, als würde man durch schlammiges Wasser gehen: Jeder Schritt verlangt Aufmerksamkeit, Feinfühligkeit. Ich beginne oft mit einem Brief an den Ort, eine Geste des Zuhörens, bevor ich überhaupt anfange. Es ist eine sanfte Art, anzukommen und mich vorzubereiten, bevor ich mich auf den Ort voller Erinnerungen, Spuren, Texturen oder Geschichten einlasse, die möglicherweise noch nachwirken.

Interview mit Valentino Skarwan

Wie findest du die Balance zwischen den unterschiedlichen Medien?
Für mich stehen Performance, Skulptur und Malerei nicht nebeneinander, sondern greifen ineinander, wie Gesten, die sich gegenseitig beeinflussen, stützen, in Bewegung versetzen. Formen dürfen verschwimmen, Materialien dürfen sich vermischen. Meine Arbeiten tragen Spuren früherer Prozesse. Nichts beginnt bei Null.

Welche Rolle spielt Kleidung in deiner Arbeit? Was repräsentiert sie?
Kleidung ist für mich ein zentrales Element, sie bietet Kontext, erzählt etwas oder schlägt ein »Score« vor. Das Anziehen wird zur performativen Handlung, eine Art, den Körper zu aktivieren. So verschwimmt die Grenze zwischen Objekt und Subjekt, und der Körper wird zu einer Chimäre, einem Ort der Verwandlung.

Worin unterscheidet sich Teamarbeit von Einzelarbeit an einem Projekt?
Durch die Zusammenarbeit habe ich mich weiterentwickelt. Das Tanzen und Performen für andere Choreograf:innen und Künstler:innen, die ich schätze, haben mir neue Welten eröffnet. Meine eigene Arbeit entwickelt sich nun in Beziehung zu anderen, oft zu Freund:innen oder Menschen, die mich beeinflusst haben. Ich lasse die Arbeit durch verschiedene Körper atmen.

Valentino Skarwan – www.valentinoskarwan.com, www.instagram.com/valentino.skarwan/


Das Interview ist Teil der Sonderausgabe »DATING ALIENS«, die für die Parallel Vienna 2025 produziert wurde. Link zur Sonderausgabe