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Porträt Anya Belyat-Giunta, Foto: Michel Lunardelli, St. Laurent d’Agny, France

ZWIELICHT von Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber

Erich Gruber bezeichnet sich selbst als bescheidenen Zeichner. Durch die Beherrschung seiner metrischen Zeichentechnik gelingt es ihm, einen pikanten visuellen Raum zu schaffen, der den Betrachter in einen tiefen meditativen Zustand der Kontemplation versetzt. Erich Gruber ist ein scharfer Beobachter seiner Umgebung. Wie in einem Akt des Widerstands wählt er die Monochromie, um sich dem schnelllebigen Farbfluss der Gegenwart entgegenzustellen. Seine Zeichnungen sind Kollisionen von Zeitlichkeiten, eine Überschneidung von Vertrautem und Unvertrautem. Die Natur, die ihm so sehr am Herzen liegt, wird als eine Erfahrung von multiplen Zuständen der Metamorphose dargestellt. Erich Gruber erfindet das szientifische Studium der menschlichen Erfahrung neu, indem er sich das Rätselhafte als Leitfaden zu eigen macht.

Für Anya Belyat-Giunta findet jede Linie ihren Rhythmus in den Mäandern der kollektiven Erinnerung. Jede Zeichnung ist ein Eintrag, der ein Panorama enthüllt, das aus vielfältigen Visionen, Halluzinationen, magnetischen und verstörenden Bildern besteht. Es entsteht eine einzigartige Welt, so vertraut und doch fremd.

Selbstporträt Erich Gruber
Selbstporträt Erich Gruber

„ZWIELICHT“ ist die dritte gemeinsame Ausstellung von Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber. Im Jahr 2021 fand „ENTRE DEUX MONDES“ in der Galerie Caroline Vachet (Frankreich) statt und im Jahr darauf „Zwischenwelten“ in der Galerie Petra Seiser (Österreich).

Einladungskarte, © Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber, 2024
Einladungskarte, © Anya Belyat-Giunta und Erich Gruber, 2024

Meine Welt
Diese Zeit ist für mich eine gute.
Es ist ein Privileg, jetzt und hier zu leben.
Sie ist aber laut und schnell. Grell.
Schlagworte, Parolen (leider auch Raketen) und ganz viele Meinungen werden herumgeschossen.
Es wird viel gesucht, weggewischt und geteilt.
Was schnell eingängig ist, wird gerne empfangen und rasch emotional verteidigt.
Es gibt Helden der Höchstleistungen. Schneller, stärker, höher – oder glänzender.
Jeder will vorne sein.
Schon als Kind habe ich mich zurückgezogen und geträumt,
mit kleinen Dingen gespielt, die ich gefunden habe und viel beobachtet.
Der Bleistift ist für mich so etwas: Ein einfaches Ding.
Er liegt unscheinbar da, und ich kann ihn spitzen.
Oder ignorieren.
Es reicht aber bereits ein Blatt Papier, um damit eine Welt entstehen zu lassen.
Eine Welt, die leiser ist, langsamer und vielleicht bescheidener.
Sie ist nicht ganz so schnell erschließbar, auch nicht einfach zu erklären.
Aber ich kann zum Schauen einladen, zum Entdecken und Erkunden.
Vielleicht auch zum Nachdenken.
(Erich Gruber)

Erich Gruber, Die Behauptung des Mädchens, 2024, Bleistift auf Papier, 38 x 28 cm
Anya Belyat-Giunta, Sependipity, Graphit/Farbstift auf Papier, 2023, courtesy of the artist

WELT(en)
Im Herzen meines seltsamen und mehrdeutigen Universums schlägt das Rätsel der Existenz: irgendwo zwischen Katastrophe und Renaissance, Heimatgefühl und Vertreibung, Körper und kollektiver Erinnerungslandschaft liegt der Wunsch, das ultimative unerreichbare Unbekannte zu erfassen. In meinen Arbeiten, die ich in Mischtechnik auf Papier ausführe, bilden die Verschmelzung von Körper und Seele ambivalente Konstruktionen, die in den Tiefen kollektiver Erinnerungslandschaften schweben. Dabei jongliere ich ständig zwischen extrem detaillierten Beschreibungen von hybriden Kreaturen, seltsamen Vegetationen und offen verdünnten Flächen reiner Farbe im leeren Raum. Die Körper befinden sich in einer fortwährenden Metamorphose, die an den Garten der Lüste von Hieronymus Bosch erinnert, und überraschen durch ihre provozierende Weiblichkeit, die Verwirrung der Genres und die Mehrdeutigkeit der Sinne. In einem Prozess, der ein mysteriöses System von Codes annimmt und einer traumähnlichen Logik folgt, entwickelt sich eine Abfolge von fragmentierten Erzählungen und persönlichen Mythologien zu Kristallen eines unbewussten Mikrokosmos. Meine Referenzen sind biblisch, mythologisch, kunsthistorisch, literarisch und märchenhaft. Sie erlauben es mir, eine Grundlage für einen Prozess zu schaffen, der ohne Vorbedacht auf der Ökonomie der Mittel beruht. Ich beabsichtige auf einem schmalen Pfad zwischen Sehnsucht und Angst, dunkler Materie und rosafarbenem Fleisch, Trugbildern der Vergangenheit und Andeutungen der Zukunft, Greifbarem und Unsichtbarem zu wandeln.
(Anya Belyat-Giunta)

Erich Gruber, Die Behauptung des Mädchens, 2024, Bleistift auf Papier, 38 x 28 cm

Eröffnung: Samstag, 6. Juli 2024 um 11:00 Uhr

Dauer der Ausstellung: 6. Juli bis 22. August 2024
Veranstaltungen (Eintritt frei): 
Sa, 27. Juli von 10:00 bis 13:00 Uhr, Kunstspaziergang Hallein, Start: kunstraum pro arte
. Mi, 7. August um 18:00 Uhr, Künstlerführung mit Erich Gruber
Öffnungszeiten: 
Mi bis Fr: 16:00 bis 19:00 Uhr. 
Sa: 10:00 bis 13:00 Uhr // und nach Vereinbarung
. So bis Di sowie an Feiertagen geschlossen



Anya Belyat-Giunta wurde 1975 in St. Petersburg, Russland, geboren. Die Turbulenzen am Ende der Sowjetzeit zwangen ihre Familie ins Exil. Zuerst würde es Österreich, dann Italien und schließlich die Vereinigten Staaten sein, wo sie ihre Teenagerzeit verbrachte. Die Zeichnung war schon immer ihr zentrales Ausdrucksmittel und hat Anya auf ihren Reisen begleitet. Später absolvierte sie ihre Kunstausbildung in Florenz, Italien, dann am Minneapolis College of Art and Design in den USA und schließlich in Toulouse, Frankreich. Anya hat an zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Europa, Russland, Asien und den Vereinigten Staaten teilgenommen. Sie lebt und arbeitet in Lyon, Frankreich. Im Jahr 2001 erhielt Anya Belyat-Giunta den Charles-Oulmont-Preis der gleichnamigen Stiftung. 2015 wurde sie für den Partners Drawing Prize des Saint Etienne Modern Art Museum, Frankreich, nominiert. Ihre Arbeiten sind Teil der Answers Museum of Fine Art Collection und der Thomas Koerfer Collection, Schweiz. www.anyabelyatgiunta.com

Erich Gruber, geboren 1971 in Schwarzach, Österreich, lebt seit 1998 in Salzburg. 1995-2001 Hochschule Mozarteum, Klasse Dieter Kleinpeter. Nominiert zum Großen Kunstpreis des Landes Salzburg. Einzelausstellungen (Auswahl): Galerie Heike Curtze, Wien und Salzburg/A; Österreichisches Kulturforum Warschau/PL; Salzburger Kunstverein; Galerie Welz, Salzburg; Galerie Eboran, Salzburg, Galerie Petra Seiser, Wien und Schörfling am Attersee; Galerie der Stadt Salzburg im Mirabellgarten; Schloss Goldegg i. Pg.; Galerie ProArte, Hallein (A). Gruppenausstellungen (Auswahl): Parkview Museum Singapur; Drawing Now Paris; Museum der Moderne Salzburg/A; Galerie Bernard Jordan, Paris; Galerie Vachet Delmas, Sauve/FR; Galerie Martin Mertens, Berlin/D; Fulham Palace Gallery, London/UK; Opelvillen, Rüsselsheim/D, Artbook Fair, MoMa PS1, New York/USA. www.erichgruber.at

Ausgehend vom Märchen „Die drei Prinzen von Serendip“ hat sich Serendipity zu einem geflügelten Wort gewandelt. Das Prinzip bezeichnet zufällige Entdeckungen von etwas zuvor nicht Gesuchtem.

In der aktuellen Ausstellung im kunstraum pro arte in Hallein zeigt der Fotograf Philip Tsetinis großformatige Arbeiten aus seinem Projekt „Unknown Polyphenism“. anhand von einem Gedankenexperiment.

The two Berlin artists Jagoda Bednarsky and Felix Kultau show their work in the exhibition „House of intuition“ in „maybe the greatest artspace in austria“. The world is made of images are never-ending.