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Salzburg Galerien

Eboran Galerie in Salzburg

Was 1984 als Experiment im Warteraum einer Zahnarztpraxis begann, hat sich längst als fester Bestandteil der Salzburger Kunstszene etabliert: Die Galerie Eboran, gegründet von Veronika Hitzl, hat im Laufe der Jahre an den ungewöhnlichsten Orten Station gemacht – von der Waschküche über eine Reifenwerkstatt bis hin zur ehemaligen Polizeiwachstube Lehen.
Ausstellungsansicht Corinna Wrana, 2022. © Eboran – Raum für Kunst
Ausstellungsansicht Corinna Wrana, 2022. © Eboran – Raum für Kunst

Seit 2012 ist die Galerie in der Ignaz-Harrer-Straße 38 angesiedelt, wo die 200 Quadratmeter großen Räumlichkeiten viel Platz für zeitgenössische Positionen bieten. Im Interview blicken Veronika Hitzl und Joe Wagner – stellvertretend für das kuratorische Team, zu dem auch Claudia Schneebauer und Christian Ecker gehören – zurück auf spannende Jahre, sprechen über den aktuellen Standort und geben Einblicke in das laufende Programm.

Die Galerie war schon an vielen ungewöhnlichen Orten – von einer Waschküche bis zu einer ehemaligen Polizeistation. Welcher dieser Orte hat bei dir den stärksten Eindruck hinterlassen?
Veronika Hitzl: Der jetzige Standort in der Ignaz-Harrer-Straße 38 bietet uns die Infrastruktur, die für einen modernen Ausstellungsbetrieb notwendig ist. An einigen unserer früheren Standorte war das nicht der Fall und wir mussten mit einfacheren Mitteln arbeiten, was natürlich auch einen besonderen Reiz hatte. Besonders gerne erinnere ich mich an die Zeit, in der die Eboran in einer aufgelassenen Reifenhalle untergebracht war. Die weitläufigen Räumlichkeiten boten die Möglichkeit, sehr große Bilder und Objekte zu präsentieren, was in Verbindung mit den sichtbaren Spuren der früheren Nutzung als Reifenwerkstatt eine einzigartige Symbiose entstehen ließ.

Was hat dich dazu bewogen, 1984 im Wartezimmer einer Zahnarztpraxis eine Galerie zu eröffnen? Wie war die Resonanz auf diese erste Ausstellung mit Künstlern wie Robert Schaberl, Stefan Sonvilla aus Wels, Eva Möseneder und Karen Irran?
VH: Es war reine Liebe zur Kunst. Ich hatte schon damals gute Kontakte zu Lehrenden und Studierenden der Universität Mozarteum Salzburg. Die Bilder im Warteraum meines damaligen Arbeitgebers gefielen mir nie, und so kam ich rasch zu dem Schluss, sie durch junge Kunst zu ersetzen. Mein Arbeitgeber war damit einverstanden, und so kam es zur ersten Ausstellung, die gemeinsam mit Freunden und einer Schar von Patienten stattfand.

Nach welchem Verfahren wählt ihr Künstler:innen aus – und wie entdeckt ihr sie?
Joe Wagner: Das kuratorische Team trifft sich in regelmäßigen Abständen, tauscht sich über neue Künstler:innen aus, entwickelt Ausstellungskonzepte und legt das weitere Ausstellungsprogramm fest. Neue Künstler:innen entdecken wir durch Ausstellungs- und Atelierbesuche, durch Empfehlungen – manchmal aber auch ganz einfach durch Zufall.

Francisco Valenca Vaz, 2023 © Eboran – Raum für Kunst
Francisco Valenca Vaz, 2023 © Eboran – Raum für Kunst

Gibt es auch unterschiedliche Ausstellungsformate?
JW: Neben den Personalen vier mal im Jahr, die einige Wochen laufen, gibt es auch Projekte, die für einige Tage anberaumt sind. Eboflash genannt, eine Präsentation einer Position „KOMMEN UND STAUNEN“. 

Regelmässige thematisch gebundene Filmdiskurse einer Salzburger HTL haben sich etabliert. Weiters ermöglichen wir den Absolvent:innen einer Fachhochschule, ihre Arbeiten auch im Kontext eines Ausstellungsbetriebes zu präsentieren. Diese Kooperationen erscheinen uns als besonders wichtig, da sie ausschließlich junge Leute ansprechen – sowohl als Künstler:innen, als auch als interessiertes Publikum.

Magda-Rosa Schuster & Teresa Biersack, 2021 © Eboran – Raum für Kunst
Magda-Rosa Schuster & Teresa Biersack, 2021 © Eboran – Raum für Kunst

Welche Rolle spielt der Standort in der Ignaz-Harrer-Straße im kuratorischen Prozess?
JW: Unsere Standorte der letzten vier Jahrzehnte lagen stets abseits der touristischen Pfade. Es war immer so, dass die kuratorische Arbeit der Eboran durch ihre Lage gestärkt und intensiviert wurde. Die wechselnden Kunststätten forderten massiv das Bestreben, gute zeitgenössische Kunst zu entdecken und zu zeigen. Ebenso interessant wie erfreulich ist, dass sich mittlerweile auch andere Galerien und Kulturinstitutionen in unmittelbarer Nachbarschaft angesiedelt haben und einen früher prekären Stadtteil nunmehr mit Kunst konfrontieren.

Ich bin auf ein wunderbares Zitat von dir gestoßen: „Die Ideen gehen mir nicht aus / I never run out of ideas.“ Wie bereichert die Kunst dein Leben und auf welche Weise versuchst du, deren Schönheit und Vielfalt mit anderen zu teilen? 
VH: In den vergangenen 40 Jahren seit der Gründung der Galerie Eboran habe ich nichts doppelt erlebt. Es gab immer wieder neue Kunst, neue Ideen, neue Konstellationen und Fragestellungen – und ein anderes, neues Publikum. Daraus schließe ich, dass das auch in den nächsten 40 Jahren so sein wird.

Andreas Herok 2024, Foto: Wolfgang Schweighofer
Andreas Herok, 2024 © Wolfgang Schweighofer

Wie erlebst du persönlich nach so vielen Jahren eine Vernissage – mit Aufregung, Freude oder innerer Anspannung? Und was ist für dich das Schönste an solchen Abenden?
VH: Die Freude ist nach wie vor vorhanden, sie ist ebenso wie die Aufregung geblieben wie bei der ersten Vernissage 1984. Ich freue mich über Besucher, die oft und regelmäßig kommen; ganz besonders aber auch über Gäste, die man nach längerer Zeit wieder sieht und die oft einen weiten Weg in Kauf nehmen, nur um eine bestimmte Ausstellung zu sehen.

Mit ruhigem Gewissen kann ich sagen, dass es bei den Vernissagen in der Eboran immer eine lockere und familiäre Atmosphäre gibt, die anregende Gespräche fördert und Publikum sowie KünstlerInnen vernetzt.

Welche Ausstellung ist dir persönlich in den letzten Jahren besonders in Erinnerung geblieben?
VH: Zur Feier des 40-jährigen Jubiläums der Galerie Eboran haben drei Künstler:innen, die bereits in der Vergangenheit bei uns ausgestellt haben und heute sehr erfolgreich sind, ihre neuen Werke präsentiert. Dieses schöne Fest, bei dem unzählige Künstler:innen und Freund:innen, die uns Jahrzehnten lang treu und gewogen waren, anwesend waren, werde ich nie vergessen.

Vorstand der Galerie Eboran 2024 – Claudia Schneebauer, Christian Ecker & Veronika Hitzl © Eboran – Raum für Kunst
Vorstand der Galerie Eboran 2024 – Claudia Schneebauer, Christian Ecker & Veronika Hitzl © Eboran – Raum für Kunst

Worauf können wir uns im diesjährigen Programm freuen?
JW: Während der Zeit der Salzburger Festspiele zeigen wir Plastiken der Berliner Künstlerin Anke Eilergerhard, die ihre erste Personale in Österreich bestreitet. Danach folgt die Ausstellung „Malerei“ von John Petschinger und ein Eboflash mit Fotoarbeiten. Die Wintermonate werden von Architektur und Kunst geprägt sein. Nomadenartig wird Architekturarbeit sich einschleichen und einen konspirativen Geist verbreiten.

Nächste Ausstellung: Peter Brauneis – Knietief in Schwanenkaki
Vernissage: 14. Mai 2025, 19:00
Dauer der Ausstellung: 15. Mai – 30. Mai 2025

Adresse und Kontakt:
Eboran Galerie
Ignaz-Harrer-Straße 38, 5020 Salzburg
www.eboran-galerie.net