
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Wir haben uns während unserer Ausbildung an der Modeschule Hetzendorf (2003–2008) kennengelernt. Dort waren wir zwar in unterschiedlichen Ausbildungsschwerpunkten – Ida „Kleidermachen“ und Lena „Leder und Schuhe“ – aber im gleichen Jahrgang. Während der Ausbildung haben wir regelmäßig an Projekten zusammengearbeitet und schon damals mit dem Gedanken gespielt, nach dem Abschluss ein gemeinsames Label zu gründen.
Was hat euch 2010 motiviert, meshit in Wien zu gründen?
Frisch aus der Schule waren wir motiviert, unser eigenes Projekt zu starten und uns auszuprobieren. Nachdem wir 2008 gemeinsam mit zwei weiteren Freundinnen begonnen hatten, Kollektionen zu entwickeln, zeigte sich nach einer kurzen Orientierungsphase, dass tatsächlich nur wir beide wirklich ein Modelabel gründen wollten. Mit der Förderzusage zur Firmengründung von damals departure (heute Teil der Wirtschaftsagentur) gründeten wir schließlich 2010 die meshit OG.

Welche Einflüsse prägen das ästhetische Gesamtbild eurer Marke? Welche Elemente gehören für euch unbedingt dazu?
Das ästhetische Gesamtbild von meshit prägen klare, zeitlose Schnitte, hochwertige Materialien, subtile Details sowie subkulturelle Einflüsse. Humor und ein urbanes Lebensgefühl gehören für uns genauso dazu wie eine faire und nachhaltige Produktionsweise.
Seit über 15 Jahren präsentiert ihr regelmäßig neue Kollektionen. Wie sieht ein typischer Design- und Fertigungsprozess bei euch aus?
Ida entwickelt die Designkonzepte, auf deren Grundlage wir beide unsere Entwürfe erstellen. Anschließend besprechen wir die Arbeiten gemeinsam und wählen die passenden Stoffe aus. Manchmal werden mehrere Entwürfe zu einem zusammengefügt oder es entstehen neue Designs im gemeinsamen Gespräch, bis eine Kollektion entsteht, die perfekt zu uns passt. Dann teilen wir uns die Entwürfe auf, um die Schnitte dafür zu erstellen. Dabei probieren wir stets selbst genähte Prototypen an und passen die Schnitte so lange an, bis sie uns vollständig überzeugen. Die Produktion der Kollektionen erfolgt ausschließlich in Wien, in unserem Atelier, das sich im Untergeschoss unseres Shops in der Westbahnstraße 20 befindet.
Wie offen kommuniziert ihr die einzelnen Produktionsschritte gegenüber euren Kund:innen?
Da unsere Werkstatt mit dem Shop verbunden ist, wissen einige Kund:innen, wo und wie wir arbeiten. Außerdem bieten wir Sonderanpassungen bei unseren Designs an. Dadurch kommt es häufig zu Gesprächen, und wir sprechen gerne über Details unserer Produktionsprozesse.


Lena, was ist dein absoluter All-Time-Favourite unter euren Kleidungsstücken?
Im Sommer ist unser Wickelrock mittlerweile ein Klassiker für mich. Den fertigen wir seit einigen Jahren aus unterschiedlichsten Stoffen und in verschiedenen Längen. Außerdem finde ich, dass wir einige gute Jacken- und Blazerschnitte haben.
Alternative Materialien spielen in euren Kollektionen eine große Rolle. Wie beeinflussen sie die Umsetzung eurer Designs?
Einerseits mögen wir es, ungewöhnliche Stoffe für schlichte Schnitte zu verwenden, und andererseits arbeiten wir oft auch mit recycelten Stoffen – vor allem für unsere Zweitlinie Laricha (in Zusammenarbeit mit Kasa Schild), für die wir ausschließlich recycelte, oberösterreichische Bettwäsche verarbeiten. Das beeinflusst die Umsetzung, weil es nur sehr begrenzt bestimmte Stoffe und Muster gibt.

Euer Standort in der Westbahnstraße 20, 1070 Wien, ist immer interessant kuratiert. Wie beeinflusst das Einkaufserlebnis eure Kund:innen?
Wir sind ein Multibrand-Store mit unseren eigenen Designs, aber auch vielen anderen europäischen Labels. Alle teilen den Fokus auf Nachhaltigkeit. Bei uns findet man neben Kleidung auch Schuhe, Accessoires und Parfüms. Durch die kuratierte Gestaltung unseres Stores fühlen sich unsere Kund:innen inspiriert, entdecken Neues und erleben unsere Kollektionen in einem stimmigen Kontext – das schafft Nähe zur Marke und macht den Besuch besonders.
Auch das Angebot, unsere Designs anzupassen bzw. Stoffe auszusuchen und Einzelstücke zu kaufen, bietet mehr Individualität als die meisten anderen Geschäfte und sorgt so für ein besonderes Einkaufserlebnis.


Ida, welche Kollektion hat euch am meisten Spaß gemacht?
Meistens macht die aktuelle Kollektion am meisten Spaß, weil sie neue Herausforderungen mit sich bringt und neue Ideen verwirklicht werden können. Zuletzt haben wir unsere 15-Jahres-Jubiläumskollektion umgesetzt. Dafür haben wir diesmal auch teils aufwendigere Einzelstücke genäht sowie Teile aus älteren Kollektionen recycelt oder neu interpretiert. Da wir die Kollektion vor allem für eine Videoarbeit entwickelt haben, gibt es einige besondere Stücke, die wir vermutlich nicht für den Shop produzieren werden. Gleichzeitig sind aber auch einige Teile dabei, die wir bereits in Kleinserien fertigen.
Ihr arbeitet regelmäßig auch mit anderen Künstler:innen an limitierten Kollektionen. Wie entstehen diese Kooperationen?
Mit den Künstler:innen, mit denen wir kooperieren, verbindet uns in den meisten Fällen eine freundschaftliche Beziehung. Oft ergeben sich die Ideen für Kooperationen einfach im Gespräch mit Freund:innen. Manchmal kommen aber auch Künstler:innen auf uns zu mit Kooperationsvorschlägen, oder wir kontaktieren Künstler:innen, die wir interessant finden.
Worauf freut ihr euch in den nächsten Jahren?
Wir freuen uns auf weitere Projekte, spannende Kooperationen und hoffen, dass wir weitere Jahre von unseren Kund:innen unterstützt werden und sowohl als Modelabel als auch als Shop existieren dürfen.
meshit – www.meshit.at, www.instagram.com/meshitvienna/