Wien Kunst
Darstellende Kunst

Theater und Revolution

Seit 2019 ist Safira Robens am Burgtheater zu sehen. In Portugal wurde sie als Schauspielerin mehrfach ausgezeichnet, bevor sie sich entschied ein Studium am Max Reinhardt Seminar in Wien zu absolvieren.
Foto: Xenia Snapiro
Foto: Xenia Snapiro

Ihre Hingabe zu klassischer Literatur, wie aber auch zum kritischen Geist der Austro-Klassiker, sagt sie, weckte ihr Interesse am Wiener Burgtheater. Jetzt, wird die Darstellerin mit afro-germanischen Wurzeln, jedoch fast ausschließlich für Inszenierungen neuzeitiger Texte eingesetzt. Ich habe mich sehr gefreut, dass die herausragende Mimin bereit war sich mit mir zu treffen und ein paar meiner Fragen zu beantworten:

Frau Robens, Warum das Max Reinhardt Seminar?
S.R.: Eine Freundin, hatte mir damals von ihrem Vorsprechen berichtet und so kam es zu unserem Traum gemeinsam dort zu studieren. Max Reinhardt war mir bereits ein Begriff, auch unter seinem Geburtsnamen Maximilian Goldmann. Ich schätze ihn sehr als Revolutionär des Theaters. Seine Visionen, sein Schaffen und sein aktives Künstlerleben haben mich schon früh inspiriert. Es waren vor allem Zitate wie „Was mir vorschwebt, ist ein Theater, das den Menschen wieder Freude gibt“, die mich schon in meiner Jugend begleitet haben. Tagebücher, Schulhefte und Jugendzimmerwände waren mit Bildern seines Grossen Schauspielhauses geschmückt, mit Zitaten wie „Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters“, oder mit Szenen seiner Inszenierungen.

Foto: Xenia Snapiro
Foto: Xenia Snapiro

Was bedeutet Diversität? Inzwischen spricht man viel von Diversität. Sie sind die erste ihrer Hautfarbe im Burgtheaterensemble. Wie stehen sie zu diesem Begriff?
S.R.: In der Burgtheater-Kantine wurde ich in einmal gefragt, ob ich für eine bestimmte Rolle gewählt wurde weil ich „divers“ sei. Diese Frage fängt für mich eine riesige Palette der fatalen Probleme unserer Zeit ein – eine babylonische Verirrung der Sprache und ihrer Funktion, ein überholtes Weltbild und das Festhalten an gefallenen Monarchien und anderen Wissenschaftsgegnern. Meine Gegenfrage: „Wie kann ein einzelner divers sein?“ Der Begriff der Diversität impliziert Pluralität.

Foto: @mrkossi
Foto: @mrkossi

Wer schreibt Geschichte(n)?
S.R.: Jede/r schreibt Geschichten und Geschichte! Die Frage ist eher welche Finanzierungs- und Veröffentlichungsnetzwerke bestehen. Aber ich finde, darauf sollte man auch nicht zu sehr rumhacken sondern riskieren, riskieren, riskieren! Wenn nicht jetzt wann dann usw.! Es tut sich viel. Ich finde Optimismus ganz grundlegend. Ich schreibe auch selber, ich habe als Regisseurin meine Karriere begonnen, das heißt als Regiführende und Schreibende Person Geld verdient, bevor ich auch als Spielende entlohnt wurde. Initiative ergreifen ist das A und O, wenn man Veränderungen anstrebt. Der Begriff „Netzwerk“ ist meiner Meinung nach wahnsinnig wichtig dabei.

Foto: Xenia Snapiro
Foto: Xenia Snapiro

„Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters?“
S.R.: Ja. Klar. Sonst wär ich schon längst nicht mehr hier in Wien. Ich glaube an das Theater. Max Reinhardts Rede über den Schauspieler hat durchaus Kritikwürdiges an sich, aber dieses Zitat unterschreibe ich sofort. Theater ist ein lang entlehnter Begriff. Taucht man ein in seine Etymologie, dann kommt man zur Geburt der Demokratie, zur Geburt der Medizin uvm. Ich glaube an die Unsterblichkeit des Theaters, weil ich glaube, dass es ein Grundbedürfnis, gar eine Grundvorraussetzung für eine gesunde Gesellschaft ist, einen gemeinsamen Reflexionsort zu erhalten, der Wissenschaft mit Fiktion, Illusion, Komödie und Tragödie festlich vereint.

Was würden Sie gerne einmal spielen?
S.R.: Alles. Vor allem die Klassiker. Hamlet, Ophelia, Desdemona, Faust, Gretchen, Mephisto. Das Käthchen von Heilbronn… Wozu spielt man Theater? Um sich zu verwandeln. Das will ich!

Safira Robens – www.instagram.com/safirarobens/