Wien Kunst
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Transformation. Lena Feitl

Lena Feitl (*1994 in Graz) beschäftigt sich in ihrer künstlerischen Arbeit hauptsächlich mit Themen wie Sein, Vergänglichkeit und Transformation. Die in Wien und der Steiermark lebende Künstlerin ist fasziniert vom Unscheinbaren und Unsichtbaren, welches jedoch unabdingbar ist.

Die Nähe zur Natur und deren Kreisläufe bildet eine wesentliche Voraussetzung für Lenas künstlerischen Prozess. Sie hat einen Abschluss in Textildesign von der Modeschule Wien Hetzendorf und studiert derzeit an der Universität für angewandte Kunst Wien.

Was inspiriert dein Arbeiten?
In meinem Notizbuch habe ich folgendes zum Thema Inspiration festgehalten: „Abtasten von Außen und Innen, Austausch von Gesehenem und Gefühltem. Konservieren von Erfahrenem, Gefühltem, Gesammeltem, Gesehenem, Berührtem.“ Dies beschreibt zum einen, woher die Inspiration für meine Arbeiten kommt und zum anderen beschreibt es mein künstlerisches Tun. Ebenso faszinieren mich Transformationsprozesse und die Spuren, welche diese hinterlassen. Spur kann hier als physische, sichtbare, greifbare Spur oder als Eindruck verstanden werden.

Abtasten von Außen und Innen, Austausch von Gesehenem und Gefühltem. Konservieren von Erfahrenem, Gefühltem, Gesammeltem, Gesehenem, Berührtem.

Wie sieht dein Arbeitsprozess aus?
Zufall und Intuition spielen eine essenzielle Rolle bei meinem kreativen Prozess. In anderen Lebensbereichen bin ich oft ziemlich „verkopft“, beim künstlerischen Arbeiten übernimmt eher mein Bauchgefühl die zentrale Position. Ich widme mich derzeit primär einem Projekt („Fragmente des Seins“), welches aus Zeichnung auf Holz, Analogfotografie und Worten besteht. Zu Projektbeginn habe ich mir ein „Gerüst“ aufgebaut, bei dem ich Medium, Material und Hauptfokus festgelegt habe. Nun da dieses Gerüst steht kann ich mich lustvoll ins künstlerische Tun stürzen. Ich finde es sehr berührend zu sehen, welch unterschiedliche Facetten dieses „Body of Work“ durch die lange, intensive Auseinandersetzung zum Vorschein kommen. Ich sehe diese Arbeit als wachsendes Gebilde, welches mich noch viele weitere Jahre begleiten wird.

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Wo arbeitest du?
Ich befinde mich gerade in einer Phase des Umbruchs. Mein derzeitiger Arbeitsplatz spiegelt das ganz gut wieder: Ich arbeite primär im Schlaf- und Wohnzimmer meines Partners in der Steiermark. Das ist natürlich nur eine vorübergehende Lösung, aber ich finde auch das eine spannende Erfahrung. Die räumliche Situation wirkt sich immer stark auf den kreativen Prozess des Künstlers / der Künstlerin aus. Ich arbeite gerade in einem sehr kleinen Format, konzipiere meine Arbeiten aber so, dass sie auch nebeneinander funktionieren und so eine große Galleriewand füllen können. Der Platzmangel hat mich dazu bewegt, mich näher mit folgenden Begriffen auseinanderzusetzen: Schlichten, Stapeln, Umwickeln. Wer weiß, vielleicht ist mir diese Beschäftigung noch nützlich. In Zukunft hätte ich gerne ein Studio in einem selbstgebauten Raum aus Holz im Grünen, im besten Fall neben einem alten Apfelbaum.

Lena Feitl kunst interview graz
Lena Feitl. Contained II

Wie wichtig ist die Natur für dich? Wann warst du das letzte Mal spazieren?
Natur ist für mich essenziell und lebensnotwendig. Ich sehe Natur nicht als Ausflugsziel, Naturverbundenheit beschreibt für mich Verbundenheit mit mir selbst, mit anderen Menschen, mit dem Essen welches ich konsumiere, mit dem Himmel, dem Käfer, einfach allem. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht genau erinnern, wann ich zuletzt spazieren gegangen bin. Ich bewege mich viel draußen. Oft ist das Gehen mittel zum Zweck, sei es um auf den Berg zu kommen, zum See oder Kletterspot zu gelangen. Dabei ist das Gehen um des Gehens willen etwas unglaublich Schönes! Danke für die Frage! Ich denke ich ziehe mir noch heute meine bequemen Schuhe an und geh mal drauf los!

Dabei ist das Gehen um des Gehens willen etwas unglaublich Schönes! Danke für die Frage! Ich denke ich ziehe mir noch heute meine bequemen Schuhe an und geh mal drauf los!

Graz und Wien. Welche Parallelen gibt es?
Was Kunst betrifft kann man Graz und Wien meiner Meinung nach kaum vergleichen. Wien hat eine lange Geschichte bezüglich Kunst. Große Künstler wie Gustav Klimt und Egon Schiele haben dort gelebt und gearbeitet. Die Stadt ist davon natürlich noch heute stark geprägt. Neben den großen, etablierten Museen wie Albertina und KHM öffnen immer mehr junge Gallerien ihre Türen und bringen frischen Wind in die Stadt, das ist wunderbar! Graz ist denke ich im Vergleich zu Wien ein mehr oder weniger „unbeschriebenes Blatt“, aber genau das ist auch der Vorteil! Die Grazer Kunstszene, so wie ich sie wahrnehme, ist jung und voller Tatendrang! Kunst spielt eine wichtige Rolle in dieser kleinen Stadt, man spürt eine kreative Energie, wenn man durch die Straßen geht. Es gibt viele Museen für zeitgenössische Kunst und auch viele weniger elitäre Plattformen für junge Künstler*innen, diese Offenheit schätze ich an Graz sehr!

Gibt es ein Miteinander unter Künstlerinnen? Mit wem würdest du gerne ein Projekt umsetzen?
Ich würde unglaublich gerne mit meiner guten Freundin und talentierten Wiener Schmuckdesignerin Nadine Now (www.nadinenow.com) ein Projekt umsetzen! Ich liebe es, wie sie mit unterschiedlichen Texturen und Materialien arbeitet – beides Dinge, die auch in meinen Arbeiten eine große Rolle spielen. Die Werke (Fotografien und Malereien) von einer weiteren guten Freundin und ehemaligen Hetzendorf Schulkollegin Federica Martina berühren mich zutiefst. Ich könnte mir gut vorstellen mit ihr gemeinsam eine Ausstellung zu konzipieren. Zudem bin ich auch in der glücklichen Lage, viele Freundinnen zu haben, die in ganz anderen Bereichen tolle Dinge machen, sei es im Gemüsebau, Bergsport oder im Sozialbereich. Ich fände es daher auch spannend, in Zukunft interdisziplinäre Projekte auf die Beine zu stellen, um so etwas Neues zu erschaffen.

Lena Feitl – www.lenafeitl.com