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Mit Macht und Inszenierung

Franzine Maria ist eine Künstlerin, die soziale Medien als Plattform für ihre Kreativität und den Prozess der Findung der eigenen Identität nutzt. Als Ausgangspunkt dieser Inszenierung diente die Art Performance »NOT A PIECE OF MEAT« im vergangenen Jahr. Sie hinterfragte die Existenz des sozial normierten Geschlechtes, in dem sie sich mit entblößtem Torso an einem öffentlichen Platz stellte.
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Wer steckt hinter der Inszenierung?

Die Inszenierung ist Teil meines kreativen Prozesses und der Selbstfindung, in welchem ich mein Inneres nach außen kehre. In meinem derzeitig recht konservativen Umfeld, in welchem meine künstlerische Identität missverstanden wird, sah ich mich gezwungen, viel Zeit in Einsamkeit zu verbringen. Ich erfuhr hierbei eine Art Entfremdung der Umgebung und fokussierte mich mehr und mehr auf mein Inneres und meine Identität. Man führt eine Art Kampf zwischen externen Einflüssen und der inneren Gefühlswelt. 

Welche Themen interessieren dich am meisten?

Die Themen, die mich während meines Prozesses bis dato am meisten beschäftigten, waren die der vorbestimmten Rollenbilder und in welchem Kontext ich mich dazu sehe. Dazu zählt zum Einen, wie meine Weiblichkeit in einer übersexualisierten Welt bewertet wird. Ich verwende hierbei meinen Körper als Medium, um diese gesellschaftliche Haltung zu kritisieren und neue Denkweisen zu provozieren. So sozialisiert zu werden, dass man eine gewisse Schönheit übermitteln soll, führt dazu, sich selbst und auch andere nur mehr als Schale wahrzunehmen. Diese Oberflächlichkeiten gilt es meiner Meinung nach zu überwinden. Zum Anderen war ein weiterer wichtiger Aspekt die Auseinandersetzung wie stark man durch sein Umfeld beeinflusst wird, beziehungsweise das Bewusstsein zu haben, dass dieses nicht mit den eigenen Werten konform geht. Wie bereits erwähnt, erfuhr ich durch meine derzeitige Lage eine Entfremdung, die bis zur Isolation führte. Paradoxerweise führte mich genau diese Erfahrung dazu, mich mit mir selbst auseinander zu setzen, und letztlich meine Identität zu finden. 

Ich fotografiere mich selbst – eine Art Kampf zwischen externen Einflüssen und der inneren Gefühlswelt.

Wie ist Darstellung der Wirklichkeit denkbar?

Wir leben im Consensus omnium, also in der Übereinstimmung vieler Menschen bezüglich gewisser Anschauungen und Ideen, welche in unser Wertesystem implementiert und dann als allgemein gültig betrachtet werden. In einer verzerrten Welt kann man keine Wirklichkeit darstellen. Wir sind alle Teil dieser Verzerrung. Faktoren wie Sozialisierung, mediale Darstellung und Wertesysteme kollidieren mit der eigenen Gefühlswelt. In der Welt der Oberflächlichkeiten geht sehr viel Tiefe verloren. Eine der wichtigsten Erkenntnisse die ich bisher gemacht habe war,  dass ich weiß was ich fühle und das was ich fühle ist real. Es gibt keine allgemein gültige Wirklichkeit, nur die, die man in sich fühlt, und diese gilt es zu verstärken und nach außen zu leben.

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