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Die Identitäten. Yuma Radne

Yuma Radne ist eine Russische Künstlerin aus Burjatien. Die 19-jährige hat in Sankt Petersburg an der Stieglitz Akademie Monumentale Kunst studiert und wird momentan an der Kunstuniversität Linz unterrichtet. In ihren Arbeiten will sie die burjatisch-mongolische Welt erzählen.
yuma radne interview

Ехор/Yokhor 2020 öl, Kohle auf Leiwand

Wie entstehen deine Arbeiten?
Ganz einfach: Zuerst entsteht eine Idee in meinem Kopf. Dann skizziere ich diese Idee auf Papier. Danach entspanne ich mich und lasse die Idee sitzen. Ich wiederhole diese Tätigkeit ein paar mal, bis nach einigen Tagen oder Monaten die Arbeit fertig ist.

Wie beschreibst du dein Universum?
Alles und Nichts.

Welche Themen behandeln du mit deiner Kunst?
Ich bin sehr interessiert an der burjatischen Identität. Meine ältere Schwester ist Soziologin und hat eine Studie dem Thema gewidmet. Dadurch habe ich auch meine Liebe für dieses Thema entdeckt und es zu meiner Berufung gemacht. Ich beschäftige mich allgemein viel mit der Identitätsfrage kolonisierten Völker – von diesen gibt es eine Menge in Russland. Die heutige burjatische Identität ist fragmentarisch. Das heißt, wenn man früher als Burjat geboren ist, wurden Rollenbilder klar vorgegeben, jetzt ist das nicht mehr so. Man kann Burjat sein, ohne seine Bestimmung zu fühlen. In meiner Malerei versuche ich die letzten noch zu fassende Fadenspitze der burjatischen Identität zu greifen, um damit ein Bild meiner Generation zu malen und es den Leuten näher zu bringen. In Yokhor, meiner letzten Arbeit, habe ich genau solche zeitgenössischen Leute gemalt. Sie tanzen den Yokhor, einen traditionell burjatischen Tanz, ohne Kleidung. Sie tanzen ihn irgendwie falsch, weil sie bereits vergessen haben, wie er getanzt wird und dennoch fühlen sie ihre Identität in dieser Bewegung.

Ich bin sehr interessiert an der burjatischen Identität. Meine ältere Schwester ist Soziologin und hat eine Studie dem Thema gewidmet.

yuma radne interview
The Legend of Baikal Monster, Tinte auf Papyrus

Was macht dir Spaß? Wie verbringst du deine Freizeit?
In letzter Zeit spiele ich gern Ukulele, fahre mit dem Fahrrad durch die Landschaft und lese viele Bücher, für die mir normalerweise die Zeit fehlt.

Wann war deine erste Einzelausstellung. An welches Erlebnis erinnerst du dich gerne zurück?
Bei meiner erste Einzelausstellung war ich 17 Jahre alt. Sie war in Ulan-Ude/Burjatien, im Nationalen Kunstmuseum. Die Direktorin des Museum hatte meine Fotos auf Instagram entdeckt und mich daraufhin eingeladen. Ich war so nervös. Danach haben mich die Leute in Ulan-Ude teilweise auf den Straßen erkennt. Ich würde ja gerne eine lustige Geschichten erzählen, aber ein trauriger Moment hat sich so eingebrannt, dass ich ihn erzählen muss: Damals hat eine alte Frau eine Arbeit von mir gekauft. Wir haben uns wunderbar unterhalten und ich habe sie zu meiner Ausstellung eingeladen. Jedoch hat sie bis dahin ihr komplettes Sehvermögen verloren und konnte deshalb nicht kommen.

yuma radne interview
Dance 2, Öl auf Leinwand

Welche Galerien muss man unbedingt in St. Petersburger gesehen haben?
Natürlich, die Eremitage – eines der größten Kunstmuseum der Welt. Das Russische Museum, das Erarta – das größte private Museum für zeitgenössische Kunst und die Bayaskhalanov Kunst Galerie – eine sehr coole Galerie, die auch bildende Kunst aus Burjatien ausstellt.

Woran arbeitest du gerade?
Ich habe neulich mein Tanzprojekt, Ritual to Nature mit der Künstlerin Yumzhana Sui fertiggestellt. Es besteht aus ein paar Bildern und einer Performance. Jetzt arbeite ich wieder an einer Kollaboration, diesmal mit Zag Zubehör.

Yuma Radne – www.yumaradne.com