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Interview. Kaja Clara Joo

Einem jedem Material scheint ein Wesenszug inne. Dieser manifestiert sich erst in der Berührung, einem handwerklicher Prozess. Seit 2015 studiert Kaja Clara Joo Bildende Fotografie auf der Universität für angewandte Kunst in Wien, beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit dem Medium Skulptur und Installation. Amorph und körperlich wirkende Elemente treffen hierbei auf technisch Industrielle.

Wer oder was inspiriert dich?

Die Charakteristika diverser Oberflächen ziehen mich stets in ihren Bann. Der spiegelnd-schwarze Glanz von Latexkleidung, die Kühle von Stahl oder ein simpler behaarter Arm. Sie bringen mich dazu, etwas verstehen oder anfassen zu wollen und sind Startschuss für mehr.

Gibt es einen Ort, den du absolut meiden würdest?

Den Billa beim Praterstern am Sonntag (wer Körperkontakt auf engstem Raum mit Fremden sucht wird hier definitiv fündig). Ansonsten spaziere ich überall gerne jederzeit umher.

Welche Plätze liebst du in Wien?

Die Strudlhofstiege im Neunten bei Nacht. Dort lungerte ich in meiner Jugend viele Male beschwipst und grübelnd herum. Und die Dunkelkammer meiner Universität. Ich fühle mich dort im tiefen Rot einerseits sehr gelassen und ruhig, andererseits aber auch etwas ängstlich: Früher stellte ich mir immer vor, dort lebe eine kleine Hexe, die mir beim Arbeiten zusieht.

Welche deiner Arbeit ist die besonders in Erinnerung geblieben?

Meine allererste Skulptur. Diese nähte ich aus den Häuten von rund sechzig Hühnern. Ich fand das damals witzig, meine Professoren und Mitmenschen jedoch nicht. Man nannte mich eine Zeit lang angeekelt bloß Chickenwoman. Auch mit den Vegetariern habe ich es mir damit recht verscherzt, glaube ich.

Meine allererste Skulptur. Diese nähte ich aus den Häuten von rund sechzig Hühnern. Ich fand das damals witzig, meine Professoren und Mitmenschen jedoch nicht.

Welche Künstler*innen bewunderst du?

Eva Hesses und Nathalie Djurbergs organisch wirkende Objekte und Animationsfilme haben mich sehr geprägt. Für mich sind sie Koryphäen des Geschwulstigen, des Intimen und des heimlich Unterdrückten.

Was sind deine nächsten Pläne und wo sind deine Arbeiten zu sehen?

Neben einem Ausstellungsmarathon in den letzten Monate habe ich auch eine Skulptur aus 12.000 Latexfingern geschaffen. Hierfür goss ich täglich meinen linken Zeigefinger zwischen 12 bis 16 Stunden ab. Die Skulptur ist übrigens bis zum 31. Juli in der Galerie Rudolf Leeb im siebenten Bezirk zu sehen. Im Herbst geht es dann mit einigen Projekten und Publikationen weiter. Aber bis dahin genehmige ich mir mal eine lang ersehnte Pause.

Kaja Clara Joo