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Maximilian über Wein und Kunst

Ich habe das Winzerpaar Kati und Maximilian Brustbauer auf der Vernissage von Curated by Frames getroffen. Gemeinsam führen sie das Weingut Brustbauer in der Wachau. Im Interview mit Maximilian erfahrt ihr mehr über seine Philosophie bezüglich Weinbau, die Bedeutung von Nachhaltigkeit für sie und welches Kunstwerk am besten seine Weine beschreibt.
Winzerpaar Kati und Maximilian Brustbauer
Kati und Maximilian Brustbauer. Foto: Daniel Lichterwaldt

Erzähl mir kurz über dein Leben vor dem Weinbau.
Aus der heutigen Sicht würde ich sagen, es war ein suchendes Leben. Denn ich bin als Winzer und vor allem auch durch meine Frau Kati derart angekommen wie noch nie zuvor. Früher war ich Journalist, hatte in Medienhäusern Führungspositionen und war auch einige Zeit lehrend tätig. Alles schöne Sachen. Alles wunderbare Erinnerungen. Und auch alles gute Impulsgeber für das Weingut heute. So etwa hatten wir früher bei einem Magazin in den 10er Jahren für jede Ausgabe einen Open Call für Gastbeiträge. Jetzt machen Kati und ich das für den Relaunch unserer Etiketten. Hier sind wir gerade noch in der Planung. Es soll aber noch im Sommer starten. 

Winzerpaar Kathi und Maximilian Brustbauer
Vernissage. Curated by Frames, Nomz Gallery, Februar 2024. Foto: Daniel Lichterwaldt

Wann hast du dich entschieden, dich voll und ganz dem Weinbau zu widmen?
Das war vor drei Jahren, als ich meinen MBA für die Medienbranche gemacht habe. Allerdings habe ich schon bald gemerkt, dass ich die ganzen betriebswirtschaftlichen Aufgaben nicht mehr in Podcastminuten oder Seiten gerechnet habe, sondern in Weinflaschen und Spritzern. Gleichzeitig wurde mir mit dem Älterwerden meiner Eltern bewusst, dass das Weingut sterben wird, wenn ich es nicht weiterführe.

Welche Sorten Wein bietest du an? Welche Bedeutung haben sie für dich persönlich?
Wir bauen Riesling Veltliner, Weißburgunder, Zweigelt, Chardonnay und seit heuer Muskateller aus. Ich mag die Sortenvielfalt unseres kleinen Betriebes, habe sie mit dem Gelben Muskateller heuer sogar noch um eine erweitert. Ich mag es gern bunt, war und bin immer an vielen Menschen und ihren Leben interessiert, um die Breite der Gesellschaft erfassen zu können. Im Weinbau würde es mich logischerweise also auch bald langweilen, wenn ich nur eine Sorte hätte, denn jede verlangt eine unterschiedliche Bearbeitung und Aufmerksamkeit. Oft nur in Kleinigkeiten, aber gerade Nuancen machen den Unterschied. So wie es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern viele Graustufen dazwischen.

Gibt es eine Person, von der du dir Feedback holst?
Immer von Kati – meiner Frau Natürlich aber auch meine Eltern und Freunde. Dann gibt es noch zwei Personen, die in ihrem Beruf mit Wein zu tun haben, eine 35-jährige Sommeliere und ein über 80-jähriger Wein-Nerd, im positivsten und witzigsten Sinn. Immer, aber auch bei unseren Kund:innen und bei den Gästen, denn wir arbeiten bewusst mit keinen Händler:innen zusammen, obwohl wir mittlerweile Anfragen bekommen. Ich brauche, das war auch schon so als Journalist, die Reaktionen des Menschen.

Ein erfreutes Lachen, ein interessierter Blick, ein zufriedenes Genießen.

Welche Ähnlichkeiten siehst du zwischen der Kunst, die hier ausgestellt ist, und deinen Weinen?
Die Buntheit, das Anregen der Phantasie und der Raum, der für eigene Gedanken und Ansätze geboten wird. Gleichzeitig tragen alle Künstlerinnen hier ihre eigene Handschrift, und auch wenn es Ähnlichkeiten in der Herangehensweise an Fragestellungen gibt, zeigen sich doch die unterschiedlichen individuellen Antworten. Auch schön finde ich, dass bei Kunst wie auch bei Wein eine große Tiefe liegt. Die Tiefe, wie sehr sich Menschen einer Berufung, einem Impuls hingeben können und wie beharrlich und konsequent sie sich bis zu einem zufriedenstellenden Ziel hingeben können. Und letzter Punkt, was ich heute bei den Gesprächen auch gemerkt habe: einerseits die Sicherheit, dass das Entstandene gut ist, und gleichzeitig aber auch ein Stück Unsicherheit, ob es so gut auch rüberkommt.

Winzerpaar Kathi und Maximilian Brustbauer
Foto: Florian Lechner

Wenn du dein aktuelles Leben bildlich beschreiben müsstest, wie würdest du es beschreiben?
Tatsächlich haben wir bereits ein solches Bild – wir haben es für unsere Hochzeitseinladung gemalt. Angelehnt an Ernst Ludwig Kirchner, ist es bunt. Es lässt Raum für Neues und zeigt einen Willen zum Aufbruch – ist vielleicht auch nie fertig. Erwartungen werden gebrochen, obwohl vieles aus Altem Bestehendem entsteht, aus dem eben alles geschöpft wird. Vielleicht auch ein bisschen wie Anselm Kiefer. Der Drang, eine neue, eigene Welt entstehen zu lassen, die es so noch nicht gibt oder nicht mehr gibt.

In welchem Museum würde es hängen?
Im Kunsthaus Dahlem in Berlin.

Winzerpaar Kathi und Maximilian Brustbauer
Foto: Martin Skopal – Skopal Medien eU

Wie würdest du deine Weine in einer Galerie präsentieren? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, eine Skulptur zu bauen?
Gerade schweiße ich mit einem Freund aus alten Eisengitterboxen einen zweieinhalb mal zwei Meter großen Weinschrank für unseren über 1.000 Jahre alten Pressraum, in dem noch die 150 Jahre alte Baumpresse steht. Darin liegen dann die Weine, die jungen von Kati und mir, aber auch die alten von meinen Eltern und Großeltern. Wir gehen da bis in die 1960er zurück. Beim Aufräumen in den letzten Jahren haben wir nämlich die alten Flaschen gefunden und auch jetzt nicht mehr benötigte Gitterboxen. Was also tun damit? Ich hatte dann die Idee, das Ding zu bauen, bevor ich mir irgendwo ein x-beliebiges, austauschbares Weinregal kaufe.

Weingut Brustbauer – www.brustbauer.at