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Shapeshifters Dance. Nina Gospodin

Was passiert mit uns als Menschen in einer Umgebung, in der wir beruflich wie privat in eine Vielzahl vordefinierter Abläufe eingebunden sind? Gospodin fasziniert der Kontrollverlust, der mit den Umbrüchen der digitalen Transformation einher geht, die Unmöglichkeit den Ausgang dieser Bewegung vorauszuahnen oder konzipieren zu können.

»Shapeshifters Dance« zeigt Arbeiten der Hamburger Künstlerin Nina Gospodin, die durch ihr Verfahren miteinander verbunden sind.

Was passiert mit uns als Menschen in einer Umgebung, in der wir beruflich wie privat in eine Vielzahl vordefinierter Abläufe eingebunden sind? Gospodin fasziniert der Kontrollverlust, der mit den Umbrüchen der digitalen Transformation einher geht, die Unmöglichkeit den Ausgang dieser Bewegung vorauszuahnen oder konzipieren zu können. Den methodischen Ansätzen und technischen Werkzeugen der heutigen Zeit liegt ein Versprechen auf mehr Freiheit zugrunde, welche diese Tools paradoxerweise oft durch mehr Daten, mehr Kontrolle zu erreichen suchen. Abläufe können zum Formalismus werden, der letztlich dadurch funktioniert, dass der Mensch in ihm funktioniert.

Einen Prozess wie in der Technik auf seine Funktion hin zu optimieren, wird selten hinterfragt, weil er hierdurch ja effizienter wird. Wie verändern sich jedoch Abläufe, wenn Freiheit injiziert wird? Hier setzt Gospodin an, arbeitet bewusst mit fixen Grenzen und entwirft Abläufe um vordefinierte Grenzen immer wieder zu überwinden.

In der Mitte steht ein großformatiges Aquarell. Gospodin verfolgt ein modulares Prinzip: aus 16 Grundelementen erstellt sie Schablonen. Durch die Schablonen können Farbflächen schrittweise übereinander angeordnet werden. Bei jeder Farbschicht wird das Werk neu befragt und die weitere Vorgehensweise festgelegt. Das Bild entwickelt sich nach und nach im Prozess des Entstehens.

Für die Erstellung des Bildes dient die Schablone als Werkzeug. Sie wird benutzt, eingebunden in ihre Funktion, den Farbauftrag zu steuern. Doch wird die Schablone aus dieser Funktion entbunden, erhält sie ihren eigenen autonomen Charakter als Werk auf Augenhöhe mit dem Bild. Der Bildträger des Aquarells, das Papier, wird zu einem eigenen Objekt gegossen und verarbeitet. Hier kann das Papier seinen Charakter und seine Materialqualitäten erneut und anders zeigen. Auch in den Drucken und kleinen Aquarellen werden so Elemente aufge- griffen und weitergeführt.

Nina Gospodin (*1984 in Hamburg) ist Künstlerin und Verfahrenstechnikerin. Die Absolventin der Angewandten hat in der Malerei ein Feld für sich entdeckt, in dem sie Verfahren und Abläufe tiefgehend erforschen kann. Anders als in der Technik lässt sich im künstlerischen Zugang ein Prozess nicht allein durch seinen Funktionszusammenhang be- gründen. Es können auch andere, mit Freiheit injizierte Aspekte aufgegriffen werden. Gospodins Arbeit beginnt daher meistens mit dem Aufsetzen eines Prozesses und geht von einer festen Struktur, einem Formengerüst, einem ruhenden Raster aus, welches dann einer Stoffumwandlung unterzogen wird. Ihre Arbeiten wurden bereits auf vier Kontinenten ausgestellt, u.a. in der Galerie Ulrich Mueller in Köln, am King’s College in Cambridge, UK, im Maseo Museo in Villa Soriano, Uruguay, bei Satchel Projects in NYC, USA, sowie an der Melbourne University in Australien. Sie ist Gründungsmitglied des internationalen I Found U Collective und veröffentlicht Gespräche aus ihrer künstlerischen Forschung als Podcast.

STEINGAST ART bietet jungen aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform für Kunst. Hier findet man originale Kunstwerke und limitierte Editionen. Die Ausstellungsprojekte – sowohl online als auch offline – konzentrieren sich auf die Verbindung von Kunst mit Design, Natur, Architektur und anderen Lebensbereichen.

ENG
“Shapeshifters Dance” features works by German artist Nina Gospodin that are connected through their process.

What happens to us as human beings in an environment in which we are integrated into a multitude of predefined processes, both professionally and privately? Gospodin is fascinated by the loss of control that accompanies the upheavals of digital transformation, the impossibility of anticipating or conceiving the outcome of this movement. Underlying the methodological approaches and technical tools of today is a promise of more freedom, which these tools paradoxically often seek to achieve through more data, more control. Processes can become formalisms that ultimately function by having people function within them.

Optimizing a process in terms of its function, as in technology, is rarely questioned, because this makes it more efficient. But how do processes change when freedom is injected? This is where Gospodin comes in, consciously working with fixed boundaries and designing processes to overcome predefined boundaries again and again.


In the center is a large-format watercolor. Gospodin follows a modular principle: she creates stencils from 16 basic elemental paintings. Through the stencils, areas of color can be arranged step by step on top of each other. With each layer of paint, the work is questioned anew and the further course of action is determined.

The picture develops gradually in the process of creation. For the creation of the picture the stencil serves as a tool. It is used, bound up in its function of controlling the application of paint. But when the stencil is released from this function, it acquires its own autonomous character as a work at eye level with the painting.

The image carrier of the watercolor, the paper, is cast and processed into its own object. Here the paper can show its character and material qualities again and differently. In the prints and small watercolors, too, elements are taken up and continued in this way.


Nina Gospodin (*1984 in Hamburg, Germany) is an artist and process engineer. The Angewandte alumni has discovered painting research as a playground to explore processes and procedures in depth. Unlike in technology, in the artistic approach a process cannot be justified solely by its functional context. Other aspects injected with freedom can also be taken up. Gospodin’s work therefore usually begins with the setting up of a process and starts from a fixed structure, a framework of forms, a grid at rest, which is then subjected to a material transformation.
Her work has been exhibited on four continents, including Gallery Ulrich Mueller in Cologne, Germany, King’s College Cambridge, UK, Maseo Museo in Villa Soriano, Uruguay, Satchel Projects in New York City, USA, as well as Melbourne University in Australia. She is a founding member of the international I Found U Collective and publishes conversations from her artistic research as podcasts.

STEINGAST ART creates space for young emerging artists. You will find a carefully selected and curated collection of unique artworks and limited editions. The exhibition projects – online and offline – focus on linking art with design, nature, architecture, civilization and other areas of live.

Exhibition: Nina Gospodin, Shapeshifters Dance.
Exhibition duration: 23.11. 19-21 o’clock; 24.11. 16-19 o’clock; 25.11. 10-14 o’clock

Contact and Address:
STEINGAST ART
Yppenplatz 2
1160, Vienna