Wien Kunst
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Connections unplugged, bodies …

Vor dem Hintergrund des Überwachungskapitalismus und seiner zunehmenden algorithmischen Steuerung unserer Körper und Beziehungen, untersucht die Gruppenausstellung „connections unplugged, bodies rewired“ das deviante Potenzial postdigitaler Intimitäten und Körperlichkeiten in einer reglementierten Zukunft.
Rindon Johnson und Daata Editions, „I First You (11/11)“, 2018, HD Video, MP4, 5:28 min.
Rindon Johnson und Daata Editions, „I First You (11/11)“, 2018, HD Video, MP4, 5:28 min.

Die Schau bringt lokale und internationale, mitunter erstmals in Österreich präsentierte Künstler*innen, zusammen und verwandelt das weisse haus in einen Club mit unterschiedlichen Rhythmen und Sinnlichkeiten.

„Dies könnte dir auch gefallen…“ oder „Leute, die du kennen könntest…“ sind bekannte Phrasen für jeden, derdie jemals online geshopped oder Essen bestellt, einen Film gestreamed, oder – wie 4,48 Milliarden andere Nutzer*innen weltweit – einen Social Media-Account haben. Während Technologie-Giganten wie Google, Facebook oder WeChat jede unserer digitalen Bewegungen verfolgen und extrahieren, haben sie ebenso gelernt, unsere Träume, unsere Begehren und Vulnerabilitäten vorherzusagen. Mit ihren homophilen Algorithmen, die so kodiert sind, dass sie alles Ähnliche miteinander verknüpfen, infiltrieren sie unsere sozialen Realitäten, dirigieren unsere Beziehungsgeflechte und unser körperliches Selbst. Sie sind darauf trainiert, uns zu steuern.

Wie aber können wir die Handlungsmacht darüber zurück erlangen, mit wem wir uns verbinden, verschwören oder intim werden? Was brauchen wir, um ungreifbar oder gar nutzlos für Kodifizierung zu werden? Wie können wir unsere innersten Geheimnisse und Fantasien für uns behalten? Die performative Gruppenausstellung „connections unplugged, bodies rewired“ sucht nach den Bruchstücken verworfener Datenfetzen, flirtet mit Verschiedenartigkeiten und Inkongruenzen, die der vergeschlechtlichte und rassistische Algorithmus nicht aufzuspüren vermag. Sie schafft einen Raum für ungeschriebene Beziehungen, unlesbare Körper und komplexes Begehren.

„connections unplugged, bodies rewired“ zelebriert Orientierungslosigkeit und Ungewissheit als Voraussetzungen für zukünftige Formen der Selbstbestimmung, überwältigt bewusst ihre Besucherinnen und zwingt sie in eine dichte Ansammlung von Gerüchen, Sounds, Bildern und Bewegungen. Die eingeladenen Künstlerinnen spekulieren auf unterschiedliche Weisen über postdigitale Intimitäten und zelebrieren Körperlichkeit als Mittel zur kollektiven Beschwörung anderer Sozialitäten. Sie erforschen unter anderem queere Post-Pornografie, transkörperliche Erfahrungen und digitales Versagen und entwerfen dabei Welten, in denen Gemeinschaft und Gegenseitigkeit viel mehr durch Unterschiede als durch Gleichheit genährt und bereichert werden.

Teile oder Erweiterungen der Ausstellung werden auf der neuen online Plattform von das weisse haus erfahrbar sein. Nähere Infos dazu folgen in Kürze. Im Rahmen der Ausstellung wird der eigens kreierte Duft von Daniela Grabosch und Anna Thomas als Edition erhältlich sein. Diese Ausstellung findet im Rahmen der Vienna Art Week statt.

Gruppenausstellung „connections unplugged, bodies rewired“ mit Johanna Bruckner, Debby Friday, Daniela Grabosch, Daniela Grabosch + Anna Thomas, Rindon Johnson, Sara Lanner, Martina Menegon, Hyeji Nam, Davinia-Ann Robinson, Ningli Zhu kuratiert von Frederike Sperling

Dauer der Ausstellung: 10.11.2021 – 29.01.2022
Eröffnung: 09.11.2021, 19-22h (3G-Nachweis erforderlich)

Adresse und Kontakt:
das weisse haus
Hegelgasse 14, 1010 Wien
www.dasweissehaus.at