Wien Kunst

Exhibition. collective memory.

Die Gruppenausstellung „collective memory. awareness over generations.“ im Ausstellungsraum von NEVER AT HOME (Schellinggasse 13, 1010 Wien) gibt uns Einblicke in das Spektrum von expressiven Ausdrucksformen der Künstler*innen. Ihre Arbeiten basieren auf dem Geschehenen, Erinnerungen und der Wahrnehmung, die dabei oft einen Bogen von der Vergangenheit bis in die Zukunft spannen.
Collective Memory - awareness over generations“ im Ausstellungsraum von Never At Home

Die Ausstellung soll einen zeitlosen Diskurs mit der Sprache der Kunst eröffnen. Positionen der zeitgenössischen Kunst stehen in direkter Interaktion mit Exponaten der bereits verstorbenen Künstlerin Soshana (* 1927, † 2015), da sich gewisse Inhalte über Jahrzehnte nicht zu ändern scheinen. Oft ist es die Kunst die generationsübergreifende Themen aufgreift und zur Diskussion stellt. Emotionen sind an Erinnerungen geknüpft und finden in einem Kunstwerk durch innere und äußere Elemente Ausdruck.

Was empfindest du, wenn du deine Umgebung beobachtest? Im engen Dialog mit den Besucher*innen soll die Frage nach der Übertragung und Gegenübertragung zu einzelnen Werken bearbeitet werden. Dieser Ansatz bezieht sich auf das Zitat von Wassily Kandinsky.

Das Kunstwerk besteht aus zwei Elementen. Aus dem inneren und dem äußeren Element. Das innere Element ist die Emotion der Seele des Künstlers. Diese Emotion hat die Fähigkeit eine entsprechende Emotion in der Seele des Beschauers hervorzurufen. – Wassily Kandinsky

„collective memory. awareness over generations.“ bezieht sich auf das generationsübergreifende Bewusstsein über Erinnerung, Emotion und Wahrnehmung und beleuchtet die mutuelle Wirkung zwischen Künstler*innen, Betrachter*innen und Kunstwerk im Hier und Jetzt.

Speziell für diese Ausstellung. Visuelle Raumskulptur: Billi Thanner und Resa Lut, You are Art, 2022: Portal zu einem 30000 Lichtjahre entfernten Raum! Spuren im Sternenstaub saugen ins Zentrum der Milchstraße in beständiger Expansion. Du wirst zum Zentrum und siehst wie alles aus sich selbst entsteht.

Künstler*innen: Amiko Kamikaze, Begi Guggenheim, Billi Thanner & Resa Lut, Christian Eisenberger, George Kubla, Mariya Vasilyeva, Martin Grandits, Mathias Hanin, Sophie-Luise Passow, Soshana

Daniel Lichterwaldt und Sarah Theuer sprechen bei Radio Superfly in Morningshow mit Miriam Hie über die Ausstellung „collective memory. awareness over generations.“

Amiko Kamikaze (1983) bewegt sich technisch losgelöst von traditionellen Grenzen künstlerischer Genres im weiten Raum zwischen Konzept, Malerei und Skulptur. Er baut in seinen facettenreichen Assemblagen kleine Welten, fast wie Bühnenbilder, aus alten Fotos, Zeichnungen, Texten, Zeitungsausschnitten oder Comics. Diese werden malerisch ergänzt, verändert und kombiniert mit Objekten in den dreidimensionalen Raum erweitert. Fast dokumentarisch erarbeitet er so Werke, in denen die Einflüsse verschwimmen – Erlebtes trifft auf Gehörtes, Straßengeflüster auf Hochkultur, Vergangenheit auf Zukunft.

Begi Guggenheim (1977) schafft Werke, die anachronistisch erscheinen, wie „aus der Zeit gefallen“, ihre gestalterische Morphologie ist unverwechselbar. Seine Arbeiten beleuchten die Spontanität des Experimentierens. Organische Formationen, die an das Leben erinnern, paaren sich mit maschinell-funktionalen Elementen, sogar futuristischen Elementen, die in poetischer Herangehensweise gespiegelt oder vereint werden. Es gilt zarte und raue Elemente nebeneinander zu entdecken und diese starken Gegensätze auszuhalten.

Billi Thanner (1972) zählt zu den Protagonistinnen einer neuen Generation des zeitgenössischen zeitgemäßen Aktionismus. Ihr künstlerisches Arbeiten bezieht sich auf Schönheit und ihr Werk umfasst eine Bandbreite von Genres wie Malerei, Skulptur, plastische Intervention, Rauminstallation, Aktion, und Performance. Es widmet sich dem Verhältnis zwischen Mensch, Natur, Kunst und Gesellschaft. Mit einer selbstbewussten, kraftvollen und impulsiven Bildsprache verhandelt Billi Thanner das Ungleichgewicht zwischen sozialem, ökonomischem und ökologischem Handeln: Oberflächlichkeit, maßloser Konsum und Wegwerfmentalität, Ausbeutung von menschlicher Arbeitskraft und der Natur, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung.

Teresia König (1983) realisiert unter dem Namen Resa Lut audiovisuelle Installationen, Bühnenbilder und Raumkonzepte, illuminiert Objekte, visualisiert live Performances und kreiert Inhalte für Theaterproduktionen. In ihren Arbeiten beschäftigt sie sich mit der Erforschung von Material und Bewegung. Mit ihrem Unternehmen Leuchtkraft Illumination setzt sie Projekte im Bereich Projektionskunst, Video Regie, digitale Lösungen und großformatige Produktionen um. Leuchtkraft bietet Gesamtkonzepte und Lösungen zur technischen Umsetzung und liefert unter anderem Ideen zu immersiven Rauminszenierungen, interaktiven Elementen und visueller Dramaturgie.

Christian Eisenberger (1978) wurde anfangs durch anonyme Interventionen im öffentlichen Raum bekannt, Kartonfiguren, von denen er weltweit über 9900 Stück auf Straßen und Plätzen verteilte. Karton, Klebeband und Abfallmaterial nutzt er bis heute, wobei er sich auch jedes andere Material aneignet. Mühelos wechselt er zwischen Malerei, Skulptur, Video, Performance, Street-Art und Land-Art. Seine Arbeitsweise ist geprägt von Zügellosigkeit und Zufall. Durch stetige Repetition entstehen ständig neue Serien. Bei aller Abstraktion bleibt der Mensch ein immer wiederkehrendes Motiv.

George Kubla (1975) erforscht die Beziehungen zwischen der natürlichen und der vom Menschen geschaffenen Welt, um eine neuartige, skulpturale Sprache zu schaffen. Als selbsternannter „radikaler Formalist und Materialist“ ist der Künstler interessiert an den Strukturen von Materialien, die zu ihrer äußeren Erscheinung führen. Seine Arbeit handelt von Makro- und Mikrostrukturen der Natur sowie der Auseinandersetzung mit industriellen Materialien, Formen, Konstruktionen und Prozessen. Er erforscht und erweitert ständig die Möglichkeiten neuer Materialien, die wiederrum dazu beitragen, die Form jeder Skulptur und das emotionale Register, das sie einnimmt, zu bestimmen. 

Mariya Vasilyeva (1993) erforscht in ihren Arbeiten die Auswirkungen der heutigen digitalen Ökonomie auf zwischenmenschliche Machtbeziehungen und Problematik der Selbstrepräsentation im digitalen Raum. Indem sie ihren Körper digital isoliert, multipliziert, deformiert, entmenschlicht – und damit ihre Identität verändert – strebt sie eine neue Ästhetik an, die sich dadurch auszeichnet, dass sie sich vom Menschlichen zum Abstrakten, Nicht-Organischen, Nicht-Menschlichen und Mystischen hinbewegt und so ein künstliches Wesen schafft, das aus tausend einzelnen Teilen ihrer selbst besteht. Videoarbeiten zeigen häufig Ausschnitte ihres nackten Körpers, die als skulpturale Elemente fungieren. Durch die Erfahrung als ukrainische Migrantin in Westeuropa hinterfragt Vasilyeva zahlreiche Muster ihrer Identität, insbesondere als Frau. Vor allem aber beschäftigt sie sich mit dem Genre der zeitgenössischen Pornografie – einer modernen Symbiose aus Gewalt und Unterhaltung. Religiöse Symbolik, Märchenmotive, psychoanalytische Theorien, die Ikonografie der zeitgenössischen Pornografie sowie Ironie sind Mittel, die Vasilyeva in ihren Arbeiten verwendet.

Martin Grandits (1982) schafft es in seinem Werk, die Ästhetik auch im Alltäglichen wahrzunehmen. Ein Logo, ein Brotaufstrich oder eine Bierbank – alles kann Grundlage für eine künstlerische Idee sein – und ein T-Shirt ist dabei als Trägermedium nicht weniger geeignet, als eine auf Keilrahmen gespannte Leinwand. Mit beeindruckender Nonchalance assoziiert er sich zwischen Tinder und Picasso quer durch die Popkultur und Kunstgeschichte und macht meistens dort Halt, wo man es am wenigsten von ihm erwartet. Sein Weggefährte ist dabei stets der kritische Blick und immer auch der Humor, einerseits als Stilmittel und andererseits als Waffe gegen das Pathetische. Im Zentrum seiner Arbeit stehen Skulptur und visuelle Konzepte für den öffentlichen Raum.

Mathias Hanin (1988) ist ein in Wien lebender und arbeitender multidisziplinärer Künstler. Seine Arbeit ist geprägt von transdisziplinären Perspektiven und dem Experimentieren mit Materialität. Durch Performative und Konzeptuelle Dekonstruktion persönlicher Narrative reflektiert er soziokulturelle Mechanismen und Strukturen seiner Umwelt. Der Fokus liegt dabei auf dem Ausdruck der Beziehung zwischen der eigenen Körperlichkeit und materiellen Ansätzen.

Sophie – Luise Passow (1994) bewegt sich in ihren künstlerischen Arbeiten zwischen Zeichnung und Malerei. Mit der immer wieder kehrenden Frage nach einem Ursprung, erforscht sie Verhältnisse zwischen Original, Kopie und Reproduktion. Es sind repetitive Muster zu sehen, die sie als Kürzel oder Symbole eines kollektiven visuellen Gedächtnisses versteht. 

Soshana (1927-2015) ist eine der wenigen österreichischen Künstlerinnen der klassischen Moderne, die internationale Anerkennung gefunden hat. Aus dem figurativen Sozialrealismus ihrer frühen Jahre fand sie ihren eigenen stilistischen Weg der abstrakten Kunst. Zu ihren Werken zählen reduzierte, von der japanischen und chinesischen Kalligraphie beeinflusste kalligraphische Grafiken ebenso wie extravagante, lebendige Gemälde. Soshana lebte und arbeitete 35 Jahre lang inmitten der künstlerischen und intellektuellen Avantgarde in Paris und New York, hatte Begegnungen und Beziehungen mit zentralen Figuren ihrer Zeit, wie Picasso, Giacometti, J.P. Sartre, Mark Rothko und vielen anderen. Auf ihren zahlreichen Reisen durch die ganze Welt sammelte sie ihre Erfahrungen in ihren Tagebüchern und gab ihre Eindrücke von verschiedenen Kulturen, Begegnungen und Politik in ihren Gemälden wieder.

Dauer der Ausstellung: 06.05. – 15.05.2022
Opening: 06.05.2022 – 18:00 bis 22:00 + After Party ab 23:00 im Club Praterstrasse
Finissage: 14.05.2022 – 18:00 bis 22:00

Öffnungszeiten ab 07.05.2022:
FR/SA/SO 12:00 bis 21:00, MO-DO 15:00 bis 21:00

Programm:
– Dienstag 10.05.2022 um 18:00 Filmpräsentation „Everywhere Alone. The Artist Soshana“. 45 min. Eine Dokumentation von Werner Müller, Ulrike Halmschlager, Amos Schueller.
– Dienstag 10.05.2022 in Anschluss an den Film ca. um 19:00 Podiumsdiskussion zur Dokumentation mit Amos Schueller

Initiative und Produktion: Erekle Tsintsadze, Roberta Manganelli
Kurator: Daniel Lichterwaldt
Organisation und Kommunikation: Sarah Theuer
Presse: press@les-nouveaux-riches.com, mail@les-nouveaux-riches.com

Danke an unsere Sponsoren: Club Praterstrasse, Stella Models & Talents Management, Stiegl Privatbrauerei, HNC consulting, 98.3 superfly, JURACZKA, IKO Art

Ausstellungsort:
NEVER AT HOME
Schellinggasse 13, 1010 Wien
www.never-at-home.at