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Interview mit Florian Appelt

Florian Appelt ist ausgebildeter Druckgrafiken und bildender Künstler aus Wien. In seinen Werken beschäftigt er sich mit der Visualisierung von digitalen Arbeitsprozessen sowie einem virtuellen Erscheinungsbild. Neben diesem Kernthema, sind einige seiner Werks- Serien auch modular angelegt und fordern die kuratorische Initiativen der Reziepient:innen.
Studio Appelt

Dahingehend lassen sich unterschiedliche Schwerpunkte in dem Schaffen von Appelt festsetzen, dessen Umsetzung immer von Beschäftigung mit aktuellen Ereignissen oder Futuristen Visionen geprägt ist.

Wie kamst du zur Kunst?
Aus familiärer Hinsicht war Kunst kein großes Thema, dennoch waren stereotypische Künstlerfürsten wie Gottfried Helnwein oder auch Andy Warhol präsent im Bücherregal. Wirklich in Kontakt mit Kunst bin ich erst mit eigenen Ambitionen gekommen. Dabei war das weiße Blatt Papier immer eine große Herausforderung für mich, ich mochte es immer schon mit anderen Kreativschaffenden zusammen zu arbeiten oder auch Visionen anderer umzusetzen oder einzuarbeiten.

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Woher nimmst du deine Inspiration?
Es gibt keine Quelle aus der ich neue Ideen schöpfe, und dann bereits ein klares Konzept verfolge. Meine Inspiration entsteht aus dem Bereich den ich mir selbst mit einer Werksserie abgesteckt habe. Das vertiefen in eine Thematik, eine Form oder bestimmten Duktus ist, das was mich antreibt. Es hemmt meine Produktion, wenn jedes Werk so zu sagen das erste seiner Art ist. Ich mag es Komplexe zu errichten oder Konvolute zu erschaffen. Mit jedem Werk erhält man somit einen tieferen Einblick in das Universum, dass sich hinter meinen Schaffen verbirgt.

Mit welchen Techniken arbeitest du?
Der Siebdruck spielt in meinen Arbeiten eine große Rolle. Schon früh habe ich mich für diese Technik interessiert, die vor allem für Serienproduktionen und im kollektiven Gedächtnis oft mit Andy Warhol in Verbindung gebracht wird. Warhol ist der einzige Interpret aus Kindheitstagen, dessen Umgang mit dem Kunstmarkt und seine Produktion, die mehr an Fließband als Atelier erinnert, mich auch heute noch beeindrucken. Dennoch ist die Serielle-Produktion für mich keine Option, ich nutze den Siebdruck ausschließlich für den Scherenschnitte, die ich dann nur einmal verwenden kann, demnach entsteht ein Original, dass jedoch die optischen Anreize eines Siebdruckes aufweist. Der Siebdruck fungiert für mich als ein Malmedium wie für andere Künstler*innen der Pinsel.

Womit beschäftigst du dich gerade?
Derzeit beschäftige ich mich vorwiegende mit der Dreidimensionalen Arbeiten. Also genau das Gegenteil vom Siebdruck der als radikal zweidimensionales Medium noch weniger Körper, Struktur oder Volumen als beispielsweise die Malerei aufweist. Meine skulpturalen Arbeiten dienen mir als Übersetzungswerkzeug für so manche Werksserie. Ich finde es sehr spannenden die Grenze zwischen dem Bild als Fenster zu einer anderen Welt und einem Objekt das Platz in unserer Realität findet, verschwimmen zu lassen. Gleichzeitig arbeite ich auch gerade an einer ganz neuen Werksserie die sich von bisherigen Schwerpunkten entfernt. Dennoch greift sie wieder die Faszination, für das Virtuelle, das Digitale und das Futuristische auf. Mehr kann ich allerdings erst dazu sagen, wenn ich tiefer in den Prozess eingetaucht bin.

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Was möchtest du mit deiner Arbeit bewirken?
In erster Linie, habe ich nicht den Anspruch die Welt durch meine Kunst verbessern zu wollen oder Missstände aufzuzeigen. Ich finde es gibt Künstler:innen denen das sehr gut gelingt. In meinen Arbeiten hat sich so eine Ambition immer als sehr platt und Oberfläche herausgestellt. Wenn sich ein Werk mit einem aktuellen und eventuell sogar gesellschaftskritischen Schwerpunkt auseinandersetzt, verlangt das eine ganz andere Fähigkeit und Bereitschaft von einer Künstler:in. In meinen Werken wird die Beschäftigung meiner Vision von einem anderen Universum visualisiert und jedes Werk ist ein Versatzstück dazu. Demnach ist es eher spannend für mich zu erfahren wie sich Betrachter:innen darin und damit zurechtfinden, statt ihnen zu erklären wie diese Welt funktioniert.

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Wie sieht dein Alltag aus?
Mein täglicher Ablauf ist von Struktur geprägt, ich bin ein total verkopfter Mensch und muss immer alles planen. Demnach sitze ich meistens bis 12 Uhr vor meinem Laptop und schreibe an meiner wissenschaftlichen Arbeit weiter um dann anschließend bis 12 Uhr Mails zu beantworten sowie sonstigen Bürokram zu erledigen. Dann werden etwa vier Brötchen gegessen und anschließend gehen ich bis es dunkel wird in die Werkstatt. Danach darf sich der Tag kreativ ausleben und aus festgelegten Strukturen ausbrechen.

Studio Appelt

Hast du bereits Projekte für das Jahr 2023 geplant?
Es sind zwar schon ein paar Projekte bestätigt aber nichts Weltbewegendes, ich habe beschlossen mich dieses Jahr noch auf die Produktion zu fokussieren und nicht um die Sichtbarmachung. Trotzdem bleibe ich natürlich für interessanten Ausstellungsanfragen offen, versuche mich jetzt allerdings nicht darauf zu verkrampfen in jedem zweiten Off- Space der Stadt vertreten zu sein. Dann lieber weniger Projekte mit Herz und Qualität.

Florian Appelt – www.studioappelt.com, www.instagram.com/studio_appelt/