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F. Ostermann. Selfobservations

Was tun die fotografischen Selbstportraits, die in Avatarfunktion in den Netzwerken wachen, während wir surfen oder schlafen? Fotografische Splitter von Ansichten unser Selbst sollen die eigene Identität an einem Ort vertreten, den wir selbst nicht betreten können. Die Körperlichkeit selbst wird zur Barriere ihrer eigenen Repräsentation.

Die Fotografie kann als eine Mittlerin zwischen dem Realen und dem Virtuellen fungieren. In Form einer Fotografie kann der Körper die Schwelle von der körperlichen, realen Welt in die Virtualität des Digitalen übertreten.

SELFOBSERVATIONS Franziska Ostermann, 2020

Doch diese Gestaltwandlung ist nicht gegengleich. Das transportierte Ich ist ein anderes. Auf Fotografien werden Ansichten von Antlitzen zu ausgelagerten Splittern eines Ichs, die in der Virtualität des Digitalen und des Internets ihre eigene Identität finden und eine zweite Realität, unabhängig von ihren SchöpferInnen, entwickeln. Sie vervollständigen sich wabernd zu einer neuen Form.

Ich möchte diese Splitteridentitäten untersuchen, umkreisen und auf der Zwischenebene von Virtualität und Realität sichtbar machen. Indem ich mehrere Selfieanlagen auf duplizierten Smartphones von vergangenen Selbsts auf mich selbst richte, kommuniziere ich mit Versionen meiner Selbst und lasse die andernfalls von der Zeit getrennten Ansichten sich im Bildraum Fotografie begegnen. Ich montiere und verwebe fotografische Elemente im virtuellen Bildraum, verdichte zeitliche Abläufe so, wie ich auch die visuelle Verdichtung der virtuellen Welt sichtbar mache.

SELFOBSERVATIONS Franziska Ostermann, 2020

Die fotografischen Bildmontagen werden IRL hinter Acrylglas gedruckt, in URL erscheinen sie hinter erleuchteten Screens. Das Material, in dem sie in Ausstellungen erscheinen, lehnt an die Ästhetik von Displays an und stellt die Bildinhalte so in einen Kontext zwischen Digitalität und Realität.

Franziska Ostermann – www.franziskaostermann.de