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Elena Kristofor im Interview

Durch ihren Hintergrund in Architektur und Fotografie beschäftigt sich Elena Kristofor mit der Erforschung des Raumes, Realitätsverschiebungen und der Suche nach einem erweiterten Außen. Ausgehend vom Körper findet Reflexion durch Interventionen und ortsspezifische Installationen statt. Ihr aktuelles Projekt im Wald stellt unter anderem das gewohnte Konzept der Kunstausstellung in Frage.

Elena Kristofor lebt und arbeitet in Wien. Sie stellte unter anderem in der Landesgalerie Linz, Museum der Westlichen und Östlichen Kunst in Odessa und Österreichischem Kulturforum in London aus. Von 25. März bis 15. Mai ist ihre Arbeit im Ausstellungsraum der Akademie der bildenden Künste in der Ausstellung „The Use of Landscape“ zu sehen.

Auf der Suche nach dem Aussen, Museum_Odessa, 2019
Elena Kristofor, Auf der Suche nach dem Aussen, Museum der Westlichen und Östlichen Kunst, Odessa, 2019

Siehst du in deiner Entwicklung als Künstlerin eine bestimmte Richtung oder einen besonderen Fokus?
In den letzten Jahren haben sich die Themen Identität, Wahrnehmung und Raum als thematische Knotenpunkte meiner künstlerischen Arbeit herauskristallisiert. Dabei steht Identität, konkret die Verortung meiner Person in dieser Welt, besonders im Vordergrund. Meine Arbeit „Auf der Suche nach dem Außen“ ist vielleicht ein gutes Beispiel dafür. In dieser Fotoinstallation sind vor allem Berge zu sehen.

Ich bin in einer Steppenlandschaft am Meer aufgewachsen. Und die Berge stehen dabei für das Gegensätzliche, das Fremde und gleichzeitig das Einengende.

interview Elena Kristofor
Künstlerin Elena Kristofor

Woher kommt dein wiedererkennendes Muster deiner Ideenwelt?
Die Themen, die mich beschäftigen, sitzen so tief in mir drinnen, dass ich nicht anders kann, als sie in meiner Arbeit immer wieder abzurufen. Ich hatte schon Momente in meinem Leben, in denen ich mich entschieden hatte, etwas aufzugeben und ganz was anderes anzufangen. Zum Beispiel beschloss ich vor einigen Jahren, keine Portraits mehr zu machen und mich auf die Landschaft und den Raum zu konzentrieren, zum ersten Mal aus dem Studio hinaus zu gehen. Erst später bemerkte ich, dass die Themen die gleichen geblieben sind, ich untersuchte sie nur auf einer anderen Ebene. Ich weiß nicht, ob sich da schon ein wiedererkennendes Muster einer bestimmten Ideenwelt abzeichnet.

Elena Kristofor, Auf der Suche nach dem Aussen, Porgy and Bess, 2019
Elena Kristofor, Auf der Suche nach dem Aussen, Porgy and Bess, 2019

Welche Fragen bewegen dich gerade?
Wie ich diese Frage beantworten soll, um clever zu wirken. Klingt nach der Frage, die einem Facebook täglich stellt: Elena, was denkst du gerade? Die meisten Installationen für mein aktuelles Projekt im Wald sind dortgeblieben. Und werden von Wanderern zufällig entdeckt. Um sie selbst sehen zu können, wird man in die Rolle des Wanderers gezwungen. Man muss hinaus gehen. Als eine Antwort darauf, dass unsere perfekten, makellosen Ausstellungsorte durch ein äußeres Einwirken geschlossen wurden. Alle auf ein Mal. Auf der Suche nach neuen Orten wähle ich nicht den virtuellen Raum, der zu einem nachhause kommt und einen in den Zustand der Starre bringt. Ich wähle den Wald. So wird das gewohnte Konzept der Kunstausstellung in Frage gestellt.

Kristofor, Zwischen Wind und Zeit, 2021
Elena Kristofor, Anomalie im Raum, 2017

Was sind deine Lieblingsfarbtöne?
Als ich 13 Jahre alt war, habe ich mir eine blaue Brille gekauft. Ich habe sie ständig und überall getragen. Ich wurde sogar aus der Schule verwiesen, weil ich mich geweigert habe, sie abzunehmen. Ich habe damals noch in Odessa gelebt und die Schulordnung war dort um einiges strenger als hier.

Elena Kristofor, Anomalie im Raum, 2017
Elena Kristofor, Anomalie im Raum, 2017

Die Liebe zur blauen Farbe ist mir geblieben. Sie erinnert mich an das Meer, den Himmel, die Räume der Weite, der Freiheit, der Sehnsucht, der Schwerelosigkeit, des Traums.

Die Natur. Woher diese besondere Liebe?
Die Natur ist ein Raum, den ich unglaublich spannend finde und gerne erforsche. Er ist ständig in Bewegung und sieht jeden Tag oder sogar im Laufe des Tages anders aus. Das sind auch die Eigenschaften, die ich in der Kunst sehe. Ein Kunstwerk ist niemals abgeschlossen und befindet sich in stetiger Veränderung. Die Natur ist das, was uns umgibt. Wie kann man sich nicht dafür interessieren?

Auf der Suche nach dem Aussen, 2019
Elena Kristofor, Auf der Suche nach dem Aussen, 2019

An wie vielen Projekten arbeitest du im Moment?
Es fällt mir schwer, diese Frage klar zu beantworten. Ich arbeite im Moment an einem größeren ongoing project, das sich natürlich in mehrere kleinere Projekte aufteilt, aus welchen wiederum neue herauswachsen. Mein Projekt im Wald, das ich vor ca. einem Jahr gestartet habe, wirkt nicht so, als ob es ein Ende suchen würde. Es entwickelt sich, entfaltet sich, verzweigt sich, wächst. Obwohl ich mich mit diesem Thema bereits seit einem Jahr auseinandersetze, habe ich das Gefühl, erst am Anfang zu sein. Aus meiner Auseinandersetzung mit dem Wald entstand eine Zusammenarbeit mit Laura Sperl, die mittlerweile auch aus mehreren Vorhaben besteht und neben Fotografie auch performative Elemente mit einschließt. Generell würde ich das Projekt im Wald einem größeren Thema unterordnen: der Beschäftigung mit dem Raum, der Identität und deren Wechselwirkung. Und diese Themen begleiten mich, wie gesagt, seit meiner ersten künstlerischen Arbeit. So gesehen, müsste ich wiederum sagen, dass ich an einem einzigen Projekt arbeite.

Elena Kristofor – www.elenakristofor.com