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Interview. Patrick Roman Scherer

Wir haben uns mit dem Künstler anlässlich der Ausstellung „Matthias Lautner – Patrick Roman Scherer“ vom 21. März bis 09. Mai 2020 zum Gespräch in seinem Atelier getroffen.
Patrick Roman Scherer
Patrick Roman Scherer, o.T., 2019, 150 x 100 cm; Foto: Bastian Schwind

Welchen Reiz hat das Medium der Zeichnung für dich?
Ich glaube, dass es mehr oder weniger passiert ist, dass ich mich künstlerisch in diesem Medium ausdrücke. Damit will ich sagen, dass es keine bewusste Entscheidung war mit Bleistift zu arbeiten. Ich schätze ganz besonders den Skizzencharakter an diesem Medium. Das stand auch am Beginn meines künstlerischen Schaffens im Zentrum – die Skizze bzw. die Idee. Zudem schätze ich das Arbeiten mit Bleistift, weil ich damit die Möglichkeit habe, die Dinge roher, ohne einen fertigen Bildcharakter, darzustellen. Jedoch zeigt die Ausführung oft etwas anderes, da sie sehr präzise ist.

Ich suche die Gegenstände und die Dinge sehr intuitiv aus.

In deinen Arbeiten begegnen uns unterschiedliche Gegenstände, die du ihrer ursprünglichen Funktion enthoben hast. Was muss ein Gegenstand haben um dein Interesse zu wecken?
Das kann ich so nicht sagen, da es für mich selbst immer überraschend ist. Ich suche die Gegenstände und die Dinge sehr intuitiv aus. Zugleich hat diese Auswahl unbewusst auch immer etwas Selektives, da ich mir überlege, welche Bedeutungen Dingen zugeschrieben wird. Ich mag es, dass ich mittels Reproduktionen zeichnerisch neue Bedeutungen evozieren kann. Gegenstände, die mit starken Bedeutungen aufgeladen sind, wie beispielsweise mit etwas Historischem, kann ich mit jenen, die unbeachtet sind, auf eine Ebene legen. Eine neue Ordnung schaffen – dieser soziale Aspekt interessiert mich.

Wie beginnst du deine Arbeiten?
Es kommt ganz auf die Arbeit an. Grundsätzlich gibt es zwei verschiedene Ansatzpunkte: Bei ornamentalen Ansätzen geschehen viele Überlegungen bereits, bevor ich sie aufs Blatt bringe. Wenn die fertige Idee ausgereift ist, verstehe ich mich als ausführende Kraft, die das Ganze zu Papier bringt. Im Gegensatz zum konzeptionellen Ansatz arbeite ich dann auch wieder stark kompositionell. In diesem Prozess passiert viel am Blatt selbst. Dieses Changieren zwischen den beiden Herangehensweisen ist für mein künstlerischen Verständnis essentiell.

Gibt es Arbeiten, die eine spezielle Bedeutung für dich haben?
Im klassischen Sinne habe ich keinen Favoriten. Selbstverständlich gibt es Werke, die eine spezielle Bedeutung für mich haben, weil sie wichtig für meine künstlerische Entwicklung waren. Beispielsweise habe ich vor sechs Jahren eine kleine A5-Serie gemacht. Diese für mich bedeutungsvoll, weil sie dort ansetzt, wo meine Arbeit herkommt und daher kann ich mich von dieser auch nicht trennen.

Arbeitest du parallel an mehreren oder ausschließlich an einem Werk?
Seit Beginn meiner künstlerischen Tätigkeit ist es so, dass ich immer erst eine Zeichnung beenden muss, um mit der nächsten zu beginnen.

Deine Arbeiten scheinen sehr aufwändig im Herstellungsprozess. Wie lange zeichnest du durchschnittlich an einer Arbeit?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da ich an manchen Tagen intensiver im Atelier arbeite und an anderen Tagen weniger.

Gibt es Arbeiten, die du verwirfst?
Nein, eigentlich nicht, da die Produktion ein Zeitfaktor ist, stauen sich viele Ideen an. Ich verwerfe Ideen, aber keine Zeichnungen. Während des Zeichnens gibt es auch immer etwas Spontanes – Unvorhergesehenes – wo man dann nicht weiß, was passiert (lacht).

Wie die Ausstellung zeigt, arbeitest du gerne im Format 150 x 100 cm. Das ist relativ groß für eine Zeichnung. Was reizt dich daran?
Begonnen habe ich mit Leporellos. Im Laufe der Zeit gewann die Zeichnung immer mehr an Größe und ich transferierte sie in den Raum. Ich wollte mich von dem intimen Charakter, der der Zeichnung zugesprochen wird, lösen. Nach einer Zeit ist der installativ objekthafte Zugang dem klassischen gewichen. Das Format 150 x 100 cm ist hinsichtlich der Größe für mich noch sehr sympathisch, weil es nicht zu groß ist, aber trotzdem mit der Tischarbeit bricht.

Ich wollte mich von dem intimen Charakter, der der Zeichnung zugesprochen wird, lösen.

Im Moment rahmst du alle deine Arbeiten, jedoch verzichtest du auf eine Verglasung. Welche Bedeutung hat die Art der Präsentation für dich?
Ich denke, weil ich bisher sehr viel installativ gearbeitet habe. Die Objekte waren nie hinter Glas und daher wollte ich mit meinen aktuellsten Arbeiten keine Wertung innerhalb meines bisherigen Schaffens vornehmen. Zudem geht durch eine Verglasung vieles an Eigenschaften verloren, die für mich immanent sind. Ich mag es gerne, wenn etwas roh – direkt ist. Die Oberflächen und das metallische Finish unmittelbar wahrnehmbar sind.

Kontakt:
Galerie 422 Margund Lössl
An der Traunbrücke 9-11, 4810 Gmunden
www.galerie422.at

Patrick Roman Scherer