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Navo Miller, Everyone I’ve ever known, 2021. Installation view at Elektrohalle Rhomberg. Photo: Courtesy of Rudolf Strobl
Navo Miller, Everyone I’ve ever known, 2021. Ausstellungsansicht in der Elektrohalle Rhomberg

Über die Räume, in denen sich die Charaktere Millers zeigen, wird auch immer ihre soziale Verortung erzählt. Man schaut aus Fenstern auf Zypressen, auf Gebirge, auf Traum- gleiche Landschaften als Sehnsuchtsorte und eskapistische Fantasien. Es sind die Rundbögen, die der Star-Architekt David Chipperfield in der Berliner Friedrichstraße in einem von ihm renovierten Altbau erhalten hat, die es ihm besonders angetan haben. Rundbögen, die in Gebäuden, die heute errichtet werden eigentlich kaum noch vorkommen. Weil die Menschen heute anders wohnen, denken, leben und lieben. Und genau diese Zwischenbereiche des menschlichen Lebens sind es, die Miller in seiner Arbeit beleuchtet. Die Bereiche, in denen sich Begehren, religiöse Gefühle und nur vermeintlich Beiläufiges sich einnisten.

NAVOT MILLER. Everyone I’ve ever known

Er seziert Eindrücke des Alltags, Dinge, die er erlebt und die seine Realität ausmachen und mengt sie zusammen zu einem surreal-psychedelischen Durcheinander, dessen Plausibilität man wie in einem Traum nicht infrage stellt.

Wie es sein kann, dass hinter einem Sofa eine Blume herauswächst und jemand direkt hinter einem Familienfoto in einer Dusche steht, nimmt man hin.

Die Dusche ist eines der wiederkehrenden Motive und eine Verbeugung und Anlehnung an David Hockneys „Man in Shower” von 1964. Es sind ganz ähnliche knallige, flächige Farben, mit denen sie beide arbeiten und Eindrücke des Lebens komprimieren. Hockney ist bekannt für seine Landschaftsmalerei. Szenen, in denen keine Menschen zu sehen sind, sondern Pools, Palmen und andere Sehnsuchtsorte. Navot Miller behandelt die Menschen in seinen Bildern genauso wie die Landschaft. Beide sind auf gleiche Weise Erzähler ihrer eigenen Geschichten. Es ist eine Natur, die immer bergig und mit Zypressen versehen von einer Sehnsucht erzählt, die die Stadt längst nicht mehr erfüllen kann und die vielleicht auch eine der Grundvoraussetzungen des Menschseins ist. Die Szenen, die Miller malt, sind immer Szenen aus seinem Alltag verdichtet und zusammengetragen, aber immer versehen mit der Möglichkeit des Realen. Wenn er ein Bild mag, das sich in seinem Alltag zeigt, dann macht er mit dem Handy ein Foto, das er später als Vorlage verwendet. So behandeln seine Bilder die bedrückende und gleichzeitig unheimlich weiche Intimität, die sich zwischen Menschen schiebt und sie verbindet. Zwischen Familie und Liebhabern. Zwischen Freunden und losen Bekannten.

Seit diesem Jahr erst malt Miller in Öl. Erst jetzt mag er seine Bilder als Malerei bezeichnen. Vorher waren es Zeichnungen. Mit dem Umstieg auf Öl wird die Signalwirkung der Farben erst richtig herausgearbeitet. Es ist die gleiche schrille und auf Aufmerksamkeit gepolte Farbigkeit, wie man sie bei Schildern auf der Autobahn finden kann. An deren Bedürfnis nach Aufmerksamkeit er seine Farbpalette ausgerichtet hat. Das Grün, Gelb und Rot – alles Farben, die auch so auf den überdimensional großen Autobahnschildern zu finden sind. Man kann sich ihrer Sogkraft nicht entziehen.

Seit er in Öl malt, wirken die Farben, obwohl immer noch hellwach, ruhiger. Ein bisschen wärmer als zuvor, als er noch mit Kreiden gemalt hat. Und gleichzeitig eröffnet sich erst jetzt die Flächigkeit und die Möglichkeit einzutauchen in die Szenarien, die er in seinen Bildern anbietet.

Langsam hat sich Schrift eingeschlichen in seine Arbeit. Schrift, die meistens hebräisch ist und kleine Zeichen einstreut, winzige Andeutungen an mögliche Lesarten und weiterführende Informationen. So machen die intimen Szenen, die Miller ausbreitet, den Betrachter nicht zum Voyeur, sondern vielmehr zum Teilnehmer. In die Bildwelten webt sich immer wieder die jüdische Identität Millers ein. Der nackte Junge mit Schläfenlocken unter der Dusche. Der Junge in Unterhose am Schreibtisch, der Liebhaber noch im Bett. Im Fernsehen läuft eine Dokumentation über Nazi-Deutschland. Der Fernseher ist nur halb im Bild, man erkennt nur die Schrift und erahnt den Schriftzug “Kauft nicht bei Juden”.

NAVOT MILLER. Everyone I’ve ever known

All diese Dinge finden parallel zueinander statt und zeigen doch umso mehr, dass es lebendiges jüdisches Leben gibt. Auch wenn das in Deutschland gern vergessen wird und man sich eher dem Bild der jüdischen Vergangenheit widmet. Dass es eine Verwebung zwischen der Vergangenheit und dem Jetzt und eben auch der Zukunft gibt, machen Millers Bilder deutlich. Und noch deutlicher machen sie, dass das Leben komplex ist und sich aus vielen verschiedenen Facetten zusammensetzt. Miller zeigt all das in den grellen Farben der Zukunft, mit der Plausibilität eines psychedelischen Traumes vermengt, zu einem exakten Psychogramm einer Gegenwart.

Ausstellung: Navot Miller. Everyone I’ve ever known
Dauer der Ausstellung: 17. Juli – 28. August 2021
Interview mit Navot Miller (englisch)

Adresse und Kontakt:
Elektrohalle Rhomberg
Samergasse 28b, 5020 Salzburg
office@elektrohalle-rhomberg.net
www.elektrohalle-rhomberg.net

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