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Die Inhalte von Verena Issels Arbeiten variieren, versammeln sich aber stets im Umfeld relevanter Gegenwartsdiskurse. Ihre Themen, ebenso wie Gestalt und Material ihrer Rauminstallationen, reagieren präzise auf das jeweilige Ausstellungsumfeld. Verena Issels Familie kommt aus Norwegen, sie selbst wurde 1982 jedoch in München geboren und studierte freie Kunst an der HFBK Hamburg, Faculdade de Belas Artes Lissabon (PT)und China Art Academy Hangzhou (CN) sowie klassische Philologie (Latein und Altgriechisch) an der Universität Hamburg. Zahlreiche Reisestipendien und Artist in Residency-Programme führten sie unter anderem nach Russland, Taiwan, Südkorea, Japan, Litauen und Papua-Neuguinea.

verena issel interview
Künstlerin Verena Issel. Foto: Stephanie Neumann

In den letzten Jahren widmeten ihr u.a. die Volksbühne Berlin (DE), das Berghain/Boros Collection (DE), das ZARYA Center for Contemporary Art (RU), die Trafo Kunsthall (NOR) sowie der Westfälische Kunstverein / LWL Museum Münster Einzelpräsentationen. 2020 war Verena Issel Gastprofessorin an der HFBK Hamburg.

Welche Inhalte behandelst du in deinen Arbeiten?
Ich arbeite in und mit vielen unterschiedlichen Materialien und Medien. Ich mache Materialcollagen, Installationen, Malereien, Filme, Bücher und Printprodukte. Das Medium ist für mich nicht entscheidend, im Gegenteil, die Vielfalt der verschiedenen Medien und Materialien steht für mich schon in logischer Analogie zur Vielfalt und Vielheit unserer Welt.Ich behandle dabei viele verschiedene Themen. Literatur und Philosophie sind dabei immer wichtige Ausgangs- und Bezugspunkte, oft auch der jeweilige Ort der Ausstellung. Dabei gibt es ein Nebeneinander von abstrakten und narrativen Zuständen. Die Resultate aus meiner Forschung an der Welt können als einzelne Stücke auftreten, aber werden auch sehr oft als Gesamtheiten in Form von Rauminstallationen präsentiert. Das sind dann so Rauminstallationen, die aus verschiedenen Objekten und Bildern zusammengesetzt sind. Es geht darum, zu schauen, inwiefern Bilder oder Skulpturen vereinzelt wahrgenommen wer-den, oder wie man sie in einem größeren Zusammenhang sieht. Oft ist es so, dass meine Bilder oder Skulpturen Brücken sind, wie in einer Familie vielleicht, zum Beispiel zwischen streitenden Geschwistern, Freunden, Feinden, die miteinander interagieren. Deshalb finde ich es interessant, diese einzelnen Bildergruppen zu einem großen Bild zusammenzubringen, sodass man auch sagen kann, dass es nicht nur das fertige Bild gibt, sondern auch das noch werdende Bild, das im Gespräch zwischen den einzelnen Teilen entsteht. Der Raum ist dabei wichtig: Ich beschäftige mich mit Bild-, Sprach- und Denkräumen. Mein zweites Studium, das der Klassischen Philologie (altgriechische und lateinische Philologie und Philosophie) hat mich dahin gehend geprägt, Sprache, Annahmen und Kontexte zu hinterfragen und dementsprechend in der Kunst auch Dinge in andere Zusammenhänge zu setzen, in neue Räume einzuordnen.

Das Einnehmen von verschiedenen Perspektiven auf der Welt, inhaltlich wie optisch, ist Kern meiner Arbeit. Meine Sachen schwanken oft zwischen dem zweidimensionalen und dem dreidimensionalen, oft geht es um die Frage, wo ein Bild aufhört und wo eine Skulptur anfängt. Perspektive interessiert mich auch formal.

Was hat deine künstlerische Entwicklung geprägt?
Frühkindliche Prägung ist peinlich, aber was soll man sagen: Ich habe letztens ein Familienfoto gefunden, auf dem sieht man eine lachende, muskulöse, knackig braune Familie mit hellblonden Haaren. An der Seite steht eine kleine, blasse Wurst mit grauen Haaren und guckt sauer. Das bin ich. Und diese Bild ist eigentlich die Erklärung dafür, dass ich Künstlerin geworden bin. Denn die Wahrheit ist die, dass mein Vater seinen Job gehasst hat und irgend-wann zwischendurch alles hingeschmissen und das Haus verkauft hat, um dann lieber mit der Familie auf einem Segelboot durch die Meere zu schippern, und zwar für eine lange Zeit. Das hört sich für Aussenstehende vermutlich traumhaft an, war für mich aber grauenhaft: es ist auf so einem Kahn immer klamm, salzig und auch saulangweilig. Ich zumindest habe meinen Tischtennisverein und das Burgenbauen im Wald extrem vermisst und fand meine Eltern einfach nur nervig und scheisse, es war ein sehr enger Raum und man konnte denen sehr schlecht ausweichen. Es sei denn… ja, es sei denn, man war UNTER Deck. Das konnten die anderen nicht, der ganzen Familie wurde dann schlecht bei Seegang. Ich aber war schon immer mit einem Kuhmagen gesegnet, war nie see-krank und konnte seelenruhig unter Deck sitzen und lesen und zeichnen, während die oben alles vollkotzen im Sturm. Ich habe exzessiv alle Rollen vom Schiffsmelder vollgezeichnet, stundenlang. Das war eine wunderbare Welt, wo ich meine Ruhe hatte und mir fantastische Dinge ausdachte. Irgendwie bin ich davon nicht mehr runter-gekommen. Ansonsten Kurt Schwitters, der späte Werner Herzog, El Lissitzky, Anna Oppermann, Brueghel, die Unproduziertheit der Hamburger Schule Musik.

Was treibt dich an?
BiFi. Bin leider „BiFisüchtig“, ansonsten fast vegan. Ist ein echtes Problem.

Hast du ein bevorzugtes Material oder eine bevorzugte Technik?
Ich habe einen Plastik- und Schaumstoff-Fetisch. Asexuell – das sage ich jetzt mal gleich dazu, damit hier niemand meint, mir mit Schaumstoff Avancen machen müssen. Das ist tatsächlich mal passiert, als ich naiv auf diese Frage geantwortet habe. Lieber nicht! Aber ich bin wirklich extrem begeistert von Weichplastik und so. Es ist mein Hobby, zu Tchibo zu gehen, ich gucke mir dort gern die wöchentliche neue Plastikbürsten-Kollektion an.

Was hältst du von Künstlergruppen und Kooperationen?
Viel! Kunst ist unter Umständen eine Methode, die Welt anders wahrzunehmen. Mich interessiert es, die anderen Menschen an meiner Weltwahrnehmung teilhaben zu lassen und eventuell in einen Dialog dazu zu treten. Mich interessiert es auch irre stark, die Weltwahrnehmung der anderen zu verstehen. Wenn es gut läuft, kann es richtig flowen mit Leuten. Mit Marie- Luise Birkholz hatte ich z.B. mal ein tolles, beglückendes Projekt mit tollem Produkt : WARUM ES WÜSTEN GIBT. Wir haben die Metamorphosen von Ovid im Hinblick auf gescheiterte KünstlerInnen im Buch nachgestellt, angefangen mit Phaeton, der ja, von Mobbing der anderen Teens getrieben wegen unbekanntem Vater („Mein Vater ist die Sonne“? – würd ich auch nicht glauben…), als Halbgott den Sonnenwagen seines Vaters, sic, Sol, ausleiht und dann, WEAK wie er ist, zu Schrott fährt und herumwabernd im Äther sowohl Himmel als auch Erde verbrennt- und deshalb sind die Sternenbilder so schief und nicht mehr figürlich, deshalb gibt es seitdem Wüsten und deshalb sind die Berge kahl, und unappetitliches Detail, deshalb natürlich sind die Völker Äthiopiens dunkelhäutiger. (Disclaimer: DAS HABE ICH NICHT GESAGT; DAS WAR OVID, ich distanziere mich). Naja. Jedenfalls sind wir mit einem Planwagen und zwei riesigen Kaltblutpferden wochenlang durch Brandenburg gefahren und haben diese und andere KünstlerInnen- Loser- stories (Arachne etc.) in heruntergekommenen Dörfern mit den Menschen vor Ort inszeniert, nachgebaut, gemalt, etc., wir hatten alles im Wagen. Die Pferde waren sehr frech und sehr gross, das hätte man allein nicht bewältigt. Hinterher hatte ich ein blaues Auge und dann haben wir ein phantastisches Künstlerbuch gemacht. Also mit Marie war es toll und wurde halt doppelt gut! Aber mein Hausmeister gibt mir auch oft sehr gutes Feedback, hat eine spezielle Wahrnehmung, ich habe auch überlegt, ihn mal einzuladen für ein gemeinsames Werk.

ON DISPLAY (ABORIGINALITY) Various works and materials, Installation view Barry Room, Taipei Artist Village Treasure Hill, Taipei, Taiwan, 2016 ( Foto: Kairon Liu)
Installation view: ON DISPLAY (ABORIGINALITY), various works and materials, Barry Room, Taipei Artist Village Treasure Hill, Taipei, Taiwan, 2016, Foto: Kairon Liu

Die Pferde waren sehr frech und sehr gross, das hätte man allein nicht bewältigt. Hinterher hatte ich ein blaues Auge und dann haben wir ein phantastisches Künstlerbuch gemacht.

Womit beschäftigst du dich aktuell? Was hast du für 2021 noch geplant?
Gerade in diesem Moment sitze ich etwas erschöpft mitten in der Lüneburger Heide im Kunstverein Springhornhof, da habe ich heute ein 7 Meter grosse Zeichnung aus Neonröhren an die Wand einer Scheune gebracht. Ich hatte im Dorf die Umfrage gestartet, was die Menschen am meisten vermissen würden während Corona, was sie nie gedacht hätten. Es kamen sehr lustige Antworten, z.B. “Betten beziehen für Besucher, die eh nur die ganze Nacht in der Küche durchtrinken” oder “die stinkigen kleinen Freunde meines Sohnes”. Die Bettwäsche ist jetzt pink leuchtend riesig an der Scheune. Wobei die Dorfbewohner finden, es sieht eher aus wie ein Wal, aber das ist Ok für mich. Im April habe ich im Kunstverein drin dann eine Einzelausstellung, da werde ich viel mit Wandmalerei arbeiten. Vielleicht wird dann die Bettwäschesache auch klarer.

Zum Gallery Weekend in Berlin dann hat mich Anna Redeker zu einer Show bei FAHRENHEIT eingeladen – aber vorher düse ich aber nach Salzburg – Juhu! Endlich mal raus aus Deutschland. Ich stelle in der Elektrohalle Rhomberg bei der Ausstellung DRAME SURRÉALISTE von 27. März – 8. Mai 2021 aus.

DEU, Niedersachsen, Neuenkirchen, 2021, Installation von Verena Issel am Kunstverein Spirnghornhof, Copyright: Fred Dott, Hamburg, www.freddott.de
Neuenkirchen, 2021, Installation „WHAT I NEVER THOUGHT“ am Kunstverein Spirnghornhof, Foto: Fred Dott
Traurige Tropen. Ausstellungsansicht Kunstverein Ettlingen
Installation view: Traurige Tropen, 4 m x 4 m x 2,5 m, mixed media, Kunstverein Ettlingen, 2009/10

Der Titel der Ausstellung verweist auf das surrealistische Theaterstück “Die Brüste des Tiresias” von Apollinaire, da geht es u.a. auch ganz viel um Genderswitches und Geschlechterrollen. Die Diskurse sind erschreckend aktuell… Ich habe hier assoziativ zum Buch gearbeitet, es wird eine große, dichte Rauminstallation mit verschiedenen Holzbildern, Kappaleincollagen, Styroporskulpturen und Wandmalerei. Es sind auch noch andere tolle Künstler in der Show, Andi Fischer, Georg Frauenschuh, Tina Hainschwang, Flora Hauser, Adrian Hazi, Tamara Malcher, Daniela Zeilinger, Gerlind Zeilner. Ich finde, Ihr solltet alle vorbeikommen.

Verena Issel – www.verenaissel.com

Nae Zerka ist ein Reisender der analog-digitalen Synthese. Seine kraftvollen Bilder formen eine transformierte Atmosphäre und schaffen so eine neue kaleidoskopische Realität.

The interest in three-dimensionality and the relief-like character emerging from the carving is also clearly visible in the other creative outputs of Eva Yurková, such as painting, ceramics and installation.

FairPay ist in aller Munde, gelebt wird in der Realität leider nach wie vor das Gegenteil. Kunst- und Kulturarbeit ist auch Arbeit. Meist sogar wesentlich mehr als Außenstehende vermuten würden.

In unserer Ausstellung „liquid solidity“ wird der Projektraum Zieglergasse zu einem Ort des Simultanen. Wir entziehen uns der Feuchtigkeit und Kälte von draußen und begeben uns in einen geschützten Innenraum. Dennoch begegnet uns dort das Flüssige, das Feste, das Bewegliche und Körperliche, eine Erfahrung von Innerlichkeit und Äußerlichkeit – in den Skulpturen von Julia Belova und Gabriel Huth und in den Bildern von Anna Carina Roth und Jessica Grundler.

Ab Freitag, dem 5. März, werden in der Galerie Jonathan Seiffert Arbeiten von sechs Künstler*innen gezeigt, die sich mit den Themenfeldern Mensch und Akt auseinandergesetzt haben.

Asta Cink and Erika Farina expand their work and bring it to a new level by creating contact points between the textile surfaces and the analog images in a joint exhibition in the Improper Walls.

Das MuseumsQuartier Wien sticht mit über 4,5 Mio. Besucher*innen als Exempel eines erfolgreichen Kulturareales heraus. Es entwickelte es sich über 20 Jahre weiter und schafft heute Raum für Kreativität.

Das MuseumsQuartier Wien ist das Tor zu Neubau und spiegelt den Bezirk: hier pulsiert das Leben, hier verbindet sich Altbewährtes und Neues. Ein Knotenpunkt für aufstrebende junge Künstler*innen.

Johannes Rass’s intermediale Installation LUMEN greift nicht nur beide Definitionen des Begriffs auf, sie verknüpft und verdichtet sie vielmehr, zu einer ganzheitlichen Raum- und Sinneserfahrung.

Das Repertoire an Arbeiten und Projekten von Johannes Rass lässt sich vordergründig nicht so einfach auf eine künstlerische Position, ein bevorzugtes Material, oder einen ausgewählten Themenkreis beschränken.

Ein Betonsockel, vier Glaswände und eine großzügige gelbe Dachkonstruktion, so konzeptionierte das Wiener Architekturbüro BEHF im Sommer 2011 die »Yellow Box« – ein Projekt der Raiffeisenlandesbank.

Tinder stickers. „1 Mile Away“ is an interactive media sculpture by Ulrich Formann. It continuously searches for profiles of the dating app tinder. These are then printed out as Stickers.

Mit der Ausstellung „Guarding Lions“ im Bildraum 01 bietet Elodie Grethen ein modernes Porträt Sarajevos an, eine Hommage an den Kampf der Jugend für feministische und queere Gleichberechtigung.

Der Architekt und Künstler Moritz Berg beschäftigt sich in seiner Arbeit mit der emotionalen Wirkung, die unsere direkte Lebenswelt auf uns hat. Ausgehend von alltäglichen und trivialen Momenten.

Tell me, how was your day? Fragments of a trapped soul“ (2020-2021) is a daily series of small format photos which documents and portrays my relationship with my home during the isolation days.

Eine in der Kunstwelt unübliche Allianz hilft den Malerinnen Monika Herschberger und Karin Czermak durch die Krise – im Februar ist der gemeinsame „feine Artshop“ online gegangen.