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Lionel favre interview
Künstler Lionel Favre. Foto: Géraldine Fasnacht

Kannst du dich an die ersten Jahre in Wien erinnern? Wie hast du die Zeit verbracht?
Als ich 2003 nach Wien gekommen bin um zu studieren, habe ich erst einmal realisiert, wie wenig ich tatsächlich bis dahin verstanden habe. Die ersten zwei Jahre waren für mich wie ein Bombardement von Bildern und Eindrücken. Früher gab es immer einen, der in der Klasse hinten saß und besser zeichnen konnte als die anderen. In der Akademie waren sie alle da! So viel Talent, so viele Möglichkeiten, nach einem Sinn zu suchen. Natürlich war ich in vielen Ausstellungen und war beeindruckt davon, wie radikal Kunst sein kann. Da habe ich eins verstanden: immer schön konsequent bleiben. Nach drei Jahren habe ich wirklich angefangen, mit der Klasse auszustellen. Um den Koschatzky-Kunstpreis habe ich mich auch drei Mal beworben, nix gewonnen aber immerhin was dabei verkauft, was auch sehr nett war. Dann kam das Weiße Haus – Kunstvereine wie dieser unterstützen Künstler sehr. Die ersten Versuche mit Galerien waren gar nicht so einfach. Damals war für mich Markus Hofer so etwas wie ein Mentor, der immer die richtigen Fragen stellte. Wie diese zum Beispiel: „Willst du bekannt werden oder erfolgreich sein?“ Die Frage ist spannend, hatte ich mir noch nie so gestellt, da für mich die Kunst eine Entdeckung ist. Ich denke, Künstler sind immer auf der Suche. Es ist wichtig, sich nach der Akademie noch gut austauschen zu können, und ein paar Leute zu haben, die den eigenen Weg verstehen.

Lionel favre interview
Acier Rond I; 29,5×21 cm; 2020

Wie hast du deinen Stil gefunden? Welches Konzept steckt dahinter?
Als ich nach Wien gekommen bin, war mir klar, dass ich keine zeitgenössische Kunst machen würde. Damals habe ich naive bunte Bilder gemalt. Mit so vielen neuen Eindrücken aus der Akademie hatte ich Lust, vieles auszuprobieren was ich noch gar nicht konnte, also viel Farbschütteln und Mischen, neue Gesten und Effekte, bis ich mich total verloren hatte. 2006 habe ich zufällig ein paar alte Pläne in einer Mülltonne gefunden, das Papier hatte Mäusebisse am Rand, was mir sehr gut gefallen hat. Später beim Telefonieren zeichnete ich darauf herum, und eine Maschine bekam eine Sphinx, die Andere einen Kopf mit einem Ausschalter, den Maßstab konnte man so einfach verändern, und die Lesbarkeit dadurch auch. Zuerst habe ich mich für die Genauigkeit der technischen Ingenieure begeistert. Dann habe ich realisiert, dass der Plan seine eigene Sprache hat, die Bildern sind gemacht, gelesen zu werden. Meine subtilen Zeichnungen sind wie Notizen, die zusammen eine eigene Welt erschließen. Ich verwende den Plan als architektonischen Raum und fülle Leben auf das Papier durch Zeichnen. Der Plan ist der Beweis, dass die Menschen die Welt verändern. Alles was der Mensch schafft, dem liegt ein Plan zu Grunde, und das gibt mir ein riesengroßes Spektrum an Themen. Die Pläne sind eine Vorstellung von Zukunft, die längst überholt ist, wenn ich sie bekomme, das lässt mich den Bogen zu jetzt schlagen: Sciencefiction hat die Realität übernommen, zumindest einmal medial. Ich komme aus der Generation, die den Übergang des Analogen zum Digitalen direkt miterlebt hat. Ich versuche, einem Höhlenmaler gleich, als Zeuge das Bewusstsein des Menschen darzustellen.

Mit so vielen neuen Eindrücken aus der Akademie hatte ich Lust, vieles auszuprobieren was ich noch gar nicht konnte, also viel Farbschütteln und Mischen, neue Gesten und Effekte, bis ich mich total verloren hatte.

Lionel favre interview
Antrieb f. Förderanlage; 59,8×83,2 cm; 2020

Vor welchen Herausforderungen stehen Künstler*innen heute?
Wir sind innerhalb von acht Monaten in eine sehr unsympathische Welt gelandet. Ich denke, es ist schwer für uns alle. Ich habe das Gefühl, dass die Welt wie ein Autounfall in Zeitlupe ist, den man von Tag zu Tag beobachten kann und wir warten alle darauf, dass es aufhört und das wir wieder so sein können, wie vor der Pandemie. Ich habe das Gefühl, dass das Leben so fragil geworden ist und wirklich viele sind in einer schweren wirtschaftlichen Krise gefangen. Es ist schwer sich vorzustellen, dass Kunst gerade einen Sinn macht oder dass wir sie in Zukunft noch brauchen können. Es kommt eine düstere Zeit, und es ist schwer damit glücklich zu sein. Doch in dieser psychotischen, neoapokalyptischen Zeit brauchen wir die Romantik und die Kunst, um nicht zu vergessen, dass wir Menschen sind. Als Künstler sind wir Projektbezogen und wir müssen uns immer neu erfinden. Ich habe noch Hoffnung auf tolle, neue Projekte. Und für mich ist Zeichnen der sicherste Ort auf der Welt, da gibt es kein Virus und es kann mir nichts passieren. Ich kann mir alles leisten, und heute, jedes Mal, wenn ich aus dem Atelier herauskomme, kommt mir die Welt noch irritabler vor. Ich hoffe, ich kann mal eine tolle neue Zeichnung fertigmachen und wenn ich aus dem Atelier rauskomme sind die Leute wieder gut drauf und die Welt ist wieder freundlich. Bis dahin müssen wir für einander stehen und hoffentlich bleiben. Es gibt so viel Gründe sich zu ärgern, doch dank der Unterstützung können wir es wohl gut überstehen, und ich hoffe, dass es den anderen auch gut gehen wird. Künstler*innen müssen das Licht und die Ventile sein, in diesen psychotischen Zeiten, obwohl wir selber auch die Welt gerade nicht mehr verstehen. Die Kunst ist unser Refuge und der Geist unsere Freiheit.

Bist du noch oft in deiner Heimat? Wie entwickelt sich die Kunstlandschaft in der Schweiz?
Ich fahre immer gerne zurück zu meinen Bergen. Als ich ein Kind war, gab es nur ein Museum mit zwei tollen Ausstellungen im Jahr, meistens Moderne, und ich kannte nur eine Künstlerin, die mich unterrichtet hatte. Heutzutage gibt es ein viel größeres Angebot, und das tolle neue Museum in Lausanne. Was noch fehlt sind Plattformen und Journalist*innen. Es wäre schon toll, wenn man mehr über Kunst zu lesen hätte. Ich würde sagen, ein generelles Problem in der Schweiz mit seiner wunderschönen Landschaft ist, dass es fast unmöglich ist, ein Foto zu versauen. Das ist dasselbe in der Kunstlandschaft, und es macht es schwierig, einen neuen Blickwinkel zu finden.

Seit 2005 bist du Lehrender an der Schule für Innenarchitektur Atelier Hermès in Genf. Was kann man von den Jüngeren lernen? Eine perfekte Symbiose?
Ich mag die Energie des Schaffens. Ich finde, wenn alle konzentriert bei sich sind kommt man ein ganzes Stück weiter und wenn man versucht, dasselbe zu sehen, ist das wie eine Reise. Zuerst muss man üben – das ist der Moment der Mimesis, dann lernen, und dann, wenn man es beherrscht und es aus uns herauskommt, ist es der Moment von Poiesis, ein einzigartiger Zustand. Ich glaube, Schaffen hat viel mit Konzentration und Willen zu tun, ich versuche zu verstehen, was die Studierenden gerade versuchen, und suche mit ihm einen Weg, einen Schritt weiterzukommen… also zuerst gibt es viel Mimesis, die Symbiose kommt mit dem Willen.

Stellst du gerade wo aus? Woran arbeitest du?
Aktuell habe ich zwei Ausstellungen am Residenzplatz in Salzburg. Ich bespiele einen Raum mit sechs Plänen der Bühnen und Opernhäuser im Rahmen der Ausstellung „100 Jahre Salzburger Festspiele: Großes Welttheater“ im Salzburg Museum. Und in der Galerie Mauroner direkt gegenüber habe ich meine Soloausstellung „Chao ad Ordo“, wo ich fast nur neue Arbeiten aus der Zeit im Lockdown und danach. Außerdem einen sehr besonderen Plan. Dieser hat es konzeptuell nicht ins Museum geschafft. Es ist der Plan von Clemens Holzmeisters Deckenleuchte für das große Festspielhaus. Darin gepackt habe ich alle meine Eindrücke von diesem schrägen und doch wunderschönen Festspielsommer. Ich werde noch eine Wandarbeit im Musée International de la Parfumerie fertig malen, aber ich warte bis zum Frühling, da das Reisen bis dahin hoffentlich wieder entspannter sein wird. Bis dahin werde ich bestimmt viel zeichnen, ich habe noch schöne Pläne zu Hause, die ich bald restaurieren will, und ein paar sind schon seit Monaten bereit und warten auf tolle, neue Abenteuer.

Lionel Favre – www.lionelfavre.ch

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